Zwischen Fun und Business

MMS-Nachrichten mit Audio- und Bild-Files

Eine MMS-Nachricht zu verfassen und zu versenden, funktioniert ähnlich wie bei SMS. Gravierende Unterschiede weisen beide Techniken jedoch in Bezug auf den Informationsgehalt der Nachrichten auf. Eine SMS ist eine Textnachricht, die in der Regel etwa 140 Byte groß ist und 160 Zeichen umfasst. Im Gegensatz dazu unterliegen Inhalt und Größe einer MMS keinen Beschränkungen. Folgende Informationen lassen sich übermitteln:

- Text, den der Nutzer formatieren und mit Fotos, Grafiken oder Videoclips kombinieren kann,

- Grafiken, etwa Diagramme,

- Sprach- und Tonsignale, inklusive MP3- und Midi-Files, WAV-Dateien und Sprachsignalen

- Bilder in den Formaten JPEG, GIF und WBMP (Wireless Bitmap),

- Videos in den Formaten MPEG 4, Quicktime und H.263.

Ein wichtiges Element von MMS ist die "Synchronized Multimedia Integration Language" (Smil) auf Grundlage von XML. Mithilfe dieser Beschreibungssprache lässt sich quasi eine "Choreografie" für unterschiedliche Multimedia-Elemente festlegen, etwa wie bei einer "Powerpoint"-Präsentation. Der Anwender kann Bilder, Töne, Animationen und Text kombinieren, die dann nach einem festen Zeitplan auf dem Empfangsgerät ausgegeben werden.

Eine MMS-Nachricht wird anfangs im Schnitt etwa 30 bis 100 KByte groß sein. Eine 30 KByte große Mitteilung über ein GPRS-Netz mit einer Nettokapazität von 10 kBit/s zu übertragen, dauert etwa 48 Sekunden.

In der Vielfalt der Datenformate, die MMS unterstützt, liegt jedoch die Gefahr, dass Endgeräte und die Komponenten in den Netzen der Mobilfunkbetreiber "unterschiedliche Sprachen" sprechen, also nicht interoperabel sind. Dem will eine "Gruppe für Interoperabilität" (IOP) vorbeugen, die folgende Hersteller im Februar gründeten: CMG Wireless Data Solutions, Comverse, Ericsson, Motorola, Nokia, Siemens und Sony Ericsson. Die Gruppe plant, Interoperabilitäts-Tests durchzuführen und auf diese Weise sicherzustellen, dass MMS-Nachrichten in allen Mobilfunknetzen und über möglichst viele Endgeräten empfangen werden können.

Zum Abschluss noch ein Blick auf die Einsatzmöglichkeiten von MMS im professionellen Umfeld. Logica, ein britischer Anbieter von Messaging-Lösungen, geht davon aus, dass Multimedia-Messaging nicht alleine dazu dienen wird, bunte Bildchen auszutauschen. MMS sei auch für Firmenkunden interessant, etwa um einem Außendienstmitarbeiter Geschäftsdaten, Tagespläne, Präsentationen oder die Anfahrtsskizze für den nächsten Kundenbesuch zu übermitteln.

Etwa ab 2004 werde MMS mit Unified-Communication-Services (UC) verschmelzen. Solche UC-Dienste sollen dem Nutzer auch den Zugriff auf Fax- und Sprachdokumente sowie Instant-Messaging-Services erlauben. Ericsson sieht weitere Anwendungsfelder in Adressbuchabfragen über LDAP (Lightweight Directory Access Protocol) oder ortsbezogenen Diensten (Location Based Services).

Die meisten Fachleute gehen allerdings davon aus, dass MMS zuerst dort Fuß fassen wird, wo auch SMS zu Hause ist: in der Altersgruppe zwischen 16 und 30 Jahren, für die das Austauschen von Kurznachrichten in erster Linie "Fun" bedeutet. Für diese Klientel dürfte die neue Technik allerdings ein teurer Spaß werden, denn eine MMS-Nachricht wird etwa dreimal so viel kosten wie eine SMS. Allerdings haben die Mobilfunkbetreiber die Option, preiswertere Varianten ihrer MMS-Dienste anzubieten, etwa indem sie Firmen erlauben, Multimedia-Messaging für Werbezwecke oder das 1-zu-1-Marketing zu nutzen. Und noch ein Trost für Eltern, die befürchten, dass Juniors Mobiltelefonrechnung dank MMS in ungeahnte Höhen schnellt: Das lässt sich über Prepaid-Karten steuern.