Zwei Seiten einer Medaille

Dedizierte Software statt Zusätze

Was dabei die Spreu vom Weizen trennt, ist der Funktionsumfang der Produkte. Denn mit der Buchführung über Softwarelizenzen allein ist es nicht getan. Vielmehr müssen die Tools alle gebräuchlichen Vertragsarten meistern, zum Beispiel Wartungs-, Leasing- und Kaufverträge. Auch sollten die Werkzeuge Klarheit in die Kostenverwaltung bringen, so dass der Manager bei Bedarf erkennt, welche Kostenstellen betroffen sind, wie lang die Verträge laufen und welche Zahlungsvereinbarungen getroffen wurden. Es geht dabei nicht nur um den Bestand der Standard-PCs, sondern um sämtliche Netzwerk-, Software- und Hardware- Komponenten vom Telefon über den Schreibtisch bis zum Mainframe.

Aus diesem Grund favorisieren Hersteller wie Peregrine, Maincontrol oder die Usu AG in Möglingen eigenständige Asset-Management-systeme. Die Firmen bieten dedizierte Softwarepakete an, die das gesamte betriebswirtschaftliche, strategische und technische Wissen der Informationstechnik auf einer Plattform zusammenführen sollen. Und zwar ohne Kompromisse auf der kaufmännischen oder technischen Seite, wie sie Zusatzlösungen zwangsläufig mit sich bringen. Kleine Unternehmen freilich brauchen solche umfassenden Lösungen wie Management-Tools nicht oder können sich ihren Einsatz nicht leisten.

Der Marktführer Peregrine, der in diesen Tagen mit dem Übernahmeangebot für den Rivalen Remedy aufhorchen ließ, hat den Markt mit "Assetcenter" früh geprägt. Was die Akquisition für die Asset-Management-Suite von Remedy bedeutet, ist allerdings noch unklar. Peregrine und Remedy sind nur ein Beispiel für eine Reihe von Kooperationen, Mergern und Übernahmen, die den Asset-Managementmarkt in Bewegung halten. Noch ein paar weitere: Die 1992 gegründete Firma Janus, Hersteller eines IT-Asset-Management-Repositories, wurde von dem E-Marktplatz-Anbieter Intraware erworben. Ähnlich wie Intraware hat auch die Usu AG mit dem Geld vom Neuen Markt das Produktportfolio abgerundet. Ihre Strategie zielt darauf ab, die Cont-rolling-Tools der Software-Suite "Valuecenter" zu einem "IT-Knowledge-Portal" auszubauen, und zwar mit der von ITM/Cristal gekauften "Cristal"-Suite für das IT-Infrastrukturmanagement. "Dieses Portal", so die Vision des Usu-Vorstandes Klaus-Rüdiger Willer, "liefert dann neben dem IT-Asset-Management auch eine verursachergerechte Kosten- und Leistungsverrechnung sowie ein Kabel- und Facility-Management und soll durch weitere Funktionen für das System-, Service- und Change-Management ergänzt werden."

Auf Kooperationen setzt dagegen die 1994 gegründete Firma Maincontrol, deren Produktserie "MC/EM Power" eigenen Angaben zufolge weltweit bei rund 250 Unternehmen im Einsatz ist. Ende Mai unterzeichnete der Hersteller ein Abkommen mit Techsmart, einem Anbieter von so genannten "Asset-Recovery-Lösungen". Diese sollen Leasingfirmen, Großkonzerne und Handelsunternehmen beim Wiederverkauf gebrauchter Systeme unterstützen. Mit der jüngsten Zusammenarbeit will Maincontrol-CEO Alex Pinchev den Fokus stärker auf das häufig vernachlässigte Ende des "Lebenszyklus" legen. Gemeinsam mit Techsmart will er den IT-Managern helfen, ihre IT-Komponenten zum richtigen Zeitpunkt zu verkaufen, und zwar zu einem möglichst guten Preis.

Auf eine Verwaltung von IT-Investitionen konzentiert sich auch Wolfgang Stratenwerth von der Firma Circle Unlimited: "Im Vordergrund steht die Beschreibung von technischen Prozessen wie Installation, Support, Move/Add/Change sowie deren Verknüpfung mit kaufmännischen Prozessen, vor allem im Rechnungswesen, beim Controlling oder bei der Lizenz- und Vertragsverwaltung." Ähnlich sieht man die Entwicklung des Bedarfes bei der Chemnitzer Uniware Consulting GmbH, die mit dem französischen Softwarehaus PS Soft kooperiert und auf Basis von deren "Qualiparc"-Suite verschiedene Werkzeuge zu einem "Meta-Tool" bündelt.

Qualiparc gestattet nicht nur die Verwaltung aller Serviceverträge, die ein Unternehmen abgeschlossen hat, sondern verfügt auch über Hilfsmittel für Kundenumfragen, Reports und Simulationen. Die Grundlage dafür ist das "Qualiparc-Asset-Management", mit dessen Hilfe ein Unternehmen alle IT- und TK-Ressourcen administriert. Dazu zählen neben dem Hardware-Equipment auch Applikationen, Lizenzen, Benutzer und Projekte sowie Verträge und deren Bedingungen und Kontaktpersonen. Ergänzt wird diese Suite durch zehn weitere Komponenten, etwa für den Helpdesk-Betrieb, das Trouble-Ticket- und Change-Management, das Billing von IT-Dienstleistungen und die Vorbereitung und Kontrolle des IT-Budgets.

Die Beispiele zeigen: Das Angebot an Werkzeugen für ein konsequentes IT-Asset-Management wächst. Dem steht eine noch gebremste Nachfrage gegenüber, die sich auf Großkonzerne und Behörden beschränkt. Dort ist die notwendige Masse an IT-Assets vorhanden, die ein systematisches Management trotz hoher Anlaufkosten lukrativ macht. Dort sind auch die organisatorischen und personellen Ressourcen vorhanden, um ein solches Projekt zum Erfolg zu führen. Umgekehrt fehlen am Markt noch einfache und auf das Wesentliche fokussierte Tools, die ein Mittelständler bräuchte.

Ob sich für das IT-Asset-Management eine dedizierte Suite besser eignet als eine Erweiterung der kaufmännischen Systeme, muss die Praxis erst noch zeigen. Beide Ansätze haben ihre Stärken und Schwächen. Nur eines scheint sicher: Die Zeiten, in denen der IT-Chef mangels passender Angebote noch sein eigenes Asset-Management-System entwickeln musste, sind endgültig passé. (kpl)

Zur Person

Berthold Wesseler

ist freier Journalist in Brühl.