Digitaler Nachlass

Was mit den Online-Daten Verstorbener geschieht

Sie beißen nicht

Nun könnte man fast befürchten, Online-Anbieter seien pietätslos und unheimlich umständlich, was die Abschaltung von Nutzerprofilen und die Herausgabe respektive Löschung persönlicher Daten von verstorbenen Nutzern angeht. Zum Glück ist das aber nicht die Regel.

Virtuelles Weiterleben: Online-Friedhöfe wie StayAlive wollen Verstorbenen auch ein digitales Andenken bewahren.
Virtuelles Weiterleben: Online-Friedhöfe wie StayAlive wollen Verstorbenen auch ein digitales Andenken bewahren.
Foto: StayAlive.com / Screenshot: Simon Hülsbömer

Rittig erklärt das Vorgehen bei Xing: "Üblicherweise werden wir bei Todesfällen sehr zeitnah durch die Netzwerkkontakte informiert. Selbstverständlich können sich auch die Hinterbliebenen per Mail oder telefonisch an unseren Kundenservice wenden. Auf Basis dessen schalten wir die Profile inaktiv, also für andere Mitglieder unsichtbar. Endgültig gelöscht werden sie erst nach etwa drei Monaten. So vermeiden wir, dass bei Verwechslungen oder Namensgleichheit versehentlich Profile anderer Mitglieder gelöscht werden. Gleichzeitig entsprechen wir damit dem Wunsch vieler Angehöriger, dass ein Profil unmittelbar nicht mehr vorhanden sein soll." Facebook bietet zudem die Möglichkeit, Nutzerprofile in öffentliche Gedenkseiten umzugestalten. Webmail-Provider wie United Internet funktionieren Postfächer auf Wunsch der Angehörigen auch schon mal zu elektronischen Kondolenzbüchern um (siehe auch Interview mit Thomas Plünnecke am Ende dieses Artikels).

Über den Tod hinaus: Über GrabSicht.de können Angehörige die Gräber Verstorbener online pflegen.
Über den Tod hinaus: Über GrabSicht.de können Angehörige die Gräber Verstorbener online pflegen.
Foto: GrabSicht.de / Screenshot: Simon Hülsbömer

Und danach? Eine digitale Existenz endet schließlich nie, trotz aller Verfügungen, Bemühungen und Services. Keine Sorge: Als letzte Ruhestätte bieten sich virtuelle Friedhöfe wie StayAlive an. Selbst echte Gräber lassen sich von daheim aus online pflegen - laut Anbieter GrabSicht "so einfach, schnell und sicher wie Pizza bestellen". Das ist nur konsequent: Wo das Leben immer digitaler wird, gilt für das Sterben das Gleiche.