Zu komplex und schlecht geplant

Warum IT-Projekte oft scheitern

7. Kalifornien: Keine Personalverwaltung durch SAP

Der US-Bundesstaat Kalifornien legte die Kooperation mit SAP auf Eis. Mit dem Projekt sollte die Personalverwaltung für alle festen und freien Mitarbeiter des Staates erneuert werden. Nachdem 254 Millionen Dollar verbrannt waren, trat Kaliforniens Finanzchef John Chiang auf die Bremse. Er bemängelte, dass es keinen einzigen fehlerfreien Abrechnungslauf gegeben habe. Chiang bezweifelte in einem Statement, dass das SAP-System die erforderlichen Datenmengen würde bewältigen können.

Kalifornien prüft rechtliche Schritte gegen SAP, und für die Personalabrechnung will man zum Legacy-System zurückkehren. "Das ist zwar alt - aber es funktioniert", so John Chiang.

8. Elena: Nicht zu Ende gedacht

Ursprünglich als JobCard gestartet, sollte das elektronische Entgeltnachweis-Verfahren der Agentur für Arbeit und weiterer Einrichtungen Arbeitnehmerdaten mit Hilfe von Chipkarte und elektronischer Signatur zur Verfügung stellen. Zunächst wurde die Einführung verschoben, im Sommer 2011 beerdigten die beteiligten Ministerien schließlich die Idee. Begründung: Die flächendeckende Verbreitung von Signaturkarten würde aus Datenschutzgründen noch Jahre auf sich warten lassen.

9. DaZu: Politik der offenen Hände

Anfang Februar 2013 stoppte das schweizerische Bundesamt für Umwelt (Bafu) das IT-Projekt "Datenzugang für Umweltdaten" (DaZu). Die Berner Zeitung berichtete, das Projekt habe "in den Bereichen Projektführung und Projektmanagement gravierende Mängel" aufgewiesen. Die Zeitung zitierte aus einem vertraulichen Bericht, demzufolge mindestens 14 Firmen an dem Projekt verdient hatten, von denen 13 "direkt oder zumindest indirekt nachweisbar in Geschäftsbeziehungen mit dem Projektleiter" standen.

10. Insieme: Nach sieben Jahren bei zehn Prozent

Auch kein Musterbeispiel für schweizerische Gründlichkeit war das IT-Großprojekt Insieme ("gemeinsam'", mit der die Steuerverwaltung ihre alten Informatiksysteme zusammenführen und erneuern wollte. Nachdem Ende September 2012 nach sieben Jahren lediglich zehn Prozent der notwendigen Programmierarbeiten abgeschlossen waren, dafür aber sowohl der Zeit- als auch der Budgetrahmen gesprengt war, zog das Eidgenössische Finanzdepartement die Notbremse. Eine Weiterführung des Projekts wurde aufgrund der heute vorliegenden Erkenntnisse und Fakten als zu risikobehaftet beurteilt. Gekostet hatte der Versuch 124 Millionen Euro an Steuergeldern. (pg)