Deutschland verschläft die digitale Revolution

Unternehmen könnten Wettbewerbsvorteile verspielen

Industrie 4.0 - auf Druck der Kunden

Bis sich Industrie 4.0 als flächendeckender Trend durchgesetzt hat, wird wohl noch einige Zeit vergehen, glaubt KPMG-Partner Bremicker. Die MHP-Studie gelangt zu dem Fazit, dass Industrie 4.0 bei einem beachtlichen Teil der befragten Manager noch gar nicht angekommen ist. Bisher fielen die Investitionen eher niedrig aus. Doch das müsse sich ändern. In den Unternehmen bestehe bereits heute ein großer Bedarf an Industrie-4.0-Konzepten. Fähigkeiten wie eine schnellere Reaktion auf Kundenanforderungen, eine zunehmende Flexibilität sowie die Verkürzung der Time-to-Market würden immer wichtiger. Genau diese Fähigkeiten müssten ausgebaut werden, um Wettbewerbsvorteile zu schaffen.

"Industrie-4.0-Konzepte müssen transparenter und bekannter werden", sagt Oliver Kelkar, verantwortlich für den Bereich Innovations-Management bei MHP und Autor der Studie. Der Nutzen für die Unternehmen müsse greifbar sein. Dabei seien Politik, Verbände, Technologie-Anbieter, Dienstleister und implementierende Industrieunternehmen gleichermaßen gefordert. "Das größte Risiko besteht darin, zu langsam zu agieren und damit wertvolle Wettbewerbsvorteile zu verspielen."

Die Experten sind sich einig, dass das Thema nicht endlos diskutiert werden darf, sondern zügig Fortschritte in der Praxis erzielt werden müssen. Dringend notwendig seien eine Investitionsplanung und eine Industrie-4.0-Strategie, sagt KPMG-Mann Bremicker. Die notwendige Technik sei in vielen Teilen schon vorhanden. Unternehmen unterschätzten jedoch die Komplexität und den Aufwand, alle Systeme miteinander zu vernetzen. Dabei steige die Gefahr, dass Deutschland den Anschluss verliere. Um Industrie 4.0 umzusetzen, bedarf es einer gemeinschaftlichen und konstruktiven Anstrengung aller Akteure - und das muss schnell und zielorientiert geschehen. "Wenn wir Industrie 4.0 nicht umsetzen, dann machen es andere", warnt Bitkom-Präsident Kempf. "Und wenn wir es umsetzen, müssen wir es schnell tun, denn unsere globalen Wettbewerber sind längst aktiv."