Deutschland verschläft die digitale Revolution

Unternehmen könnten Wettbewerbsvorteile verspielen

Industrie 4.0 verändert auch den Arbeitsmarkt

Auch auf dem Arbeitsmarkt dürfte die Digitalisierung deutliche Spuren hinterlassen. Die angestrebte Automatisierung werde mehr und mehr Arbeitsschritte an Maschinen übertragen, prognostiziert Bremicker. Der Mensch werde künftig Aufgaben übernehmen, die in der Entwicklung, der Konzeption, der Konstruktion und der Wartung der Systeme liegen. Diese Aufgaben erforderten von den Beteiligten anderes Wissen als vom Bediener des Systems. Gewerkschafter wie der IG-Metall-Chef Detlef Wetzel warnen vor einer gewaltigen Automatisierungswelle und dem daraus resultierenden massiven Arbeitsplatzverlust, "wenn Maschinen Arbeiter ersetzen". Bei der Umstellung auf Industrie 4.0 müssten Unternehmen ihren Beschäftigten mehr Mitbestimmung einräumen, forderte Wetzel kürzlich. Die Arbeitgeber hätten die Pflicht, sich um die Weiterbildung ihrer Belegschaften zu kümmern, damit diese die Digitalisierung gut meisterten: "Die Menschen müssen die Technik gestalten - nicht umgekehrt."

Auf der anderen Seite sieht auch der Gewerkschafter das Potenzial. Die Digitalisierung der Industrie biete die große Chance, die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben besser hinzubekommen. Insgesamt scheinen Jobsorgen im Zusammenhang mit Digitalisierung eher die Ausnahme zu sein. Eine Bitkom-Umfrage kam kürzlich zu dem Ergebnis, dass mehr als acht von zehn Beschäftigten (83 Prozent) ihren eigenen Job nicht durch den verstärkten Einsatz von Computern und Robotern bedroht sehen. Die Digitalisierung verändere unsere Wirtschaft und unsere Arbeitswelt grundlegend, sagte Bitkom-Präsident Kempf. Computer und Internet seien inzwischen wichtiger Bestandteil vieler Berufe. "Die Digitalisierung ermöglicht völlig neue Geschäftsmodelle, und es entsteht eine Vielzahl neuer Jobs."

Auf diesen Effekt hoffen auch die Politiker. Natürlich fielen im Bereich der Industrie durch das "Internet der Dinge" an einigen Stellen Arbeitsplätze weg, stellte jüngst Bundeskanzlerin Angela Merkel fest. "Wenn wir es aber geschickt machen und die Chancen der Digitalisierung nutzen, dann haben wir alle Chancen, zum Schluss mehr Arbeitsplätze zu haben und nicht weniger."