UMTS wird zum Hindernislauf

Mobilcom streitet mit France Télécom

UMTS-Newcomer Mobilcom sucht sich derweilen ein ganz neues Schlachtfeld. Es geht gegen den Feind im Innern, den Anteilseigner France Télécom. Von Mobilfunk ist schon lange nicht mehr die Rede, dafür von gerichtlichen Schritten, Finanzierungsverpflichtungen, Fehlinformationen und Bilanzverschiebungen. Der Streit zwischen Mobilcom-Chef Gerhard Schmid und dem französischen Ex-Monopolisten eskalierte, nachdem sich dieser geweigert hatte, die für den Netzaufbau notwendigen Milliarden zur Verfügung zu stellen. Nach Aussage von Schmid hat France Télécom für den Zeitraum 2000 bis 2010 zehn Milliarden Euro zugesagt. Mobilcom will bereits im Herbst 2002 in 20 Städten mit seinem UMTS-Netz starten und benötigt dafür dringend finanzielle Unterstützung.

Beide Parteien agieren seitdem mit seltsamen Winkelzügen und gegenseitigen Beschuldigungen. So kaufte Schmids Ehefrau ein Aktienpaket, angeblich um die Übernahme durch die Franzosen zu verhindern. Diese warfen Schmid prompt Vertragsverletzung vor und wollten sich ganz aus dem Geschäft zurückziehen. Daraufhin drohte Schmid damit, den Vertrag zu veröffentlichen, um sein Recht auf die Investitionsmilliarden nachzuweisen. Relative Klarheit wird wohl erst der 21. März bringen. Dann wollen beide Parteien ihre jeweiligen Bilanzen offen legen.

Was France Télécom plant, ist derzeit noch ungewiss. Laut Wirtschaftswoche streben die Franzosen noch in diesem Jahr die Übernahme von Schmids Mobilcom-Anteilen (40 Prozent) an. Anschließend soll der Gründer von sämtlichen Führungsaufgaben entbunden werden und Mobilcom mit der Mobilfunkmarke Orange verschmelzen. Als Deutschlandchef sei Ralf-Peter Simon vorgesehen. Er ist derzeit Geschäftsführer der France-Télécom-Tochter Hutchison Telecom in Münster. Gut möglich aber auch, dass die Streithähne zu diesem Termin das Ende ihrer Vertragspartnerschaft verkünden.

Laut Aussage von Mobilcom-Sprecher Eilitz geht der Aufbau des Netzes unbeeindruckt von den Querelen weiter. Über 2000 Antennenstandorte seien akquiriert, ein großer Teil davon bereits mit Basisstationen ausgestattet. Mobilcom hält weiter an einem Starttermin im Herbst fest und hofft, dass bis dahin Dual-Mode-Geräte zur Verfügung stehen, die ein Roaming zwischen den bestehenden und neuen Netzen ermöglichen.