Noch kaum Konkurrenz für DSL

SDSL: In beiden Richtungen gleich schnell

Für Anwender, die nicht nur größere Datenmengen empfangen, sondern auch versenden müssen, ist die symmetrische DSL-Version interessanter. Das gilt beispielsweise für Unternehmen, die kleinere Web-Server betreiben oder über das Internet mit Geschäftspartnern Bilddaten oder Konstruktionszeichnungen austauschen. Auf der Fachmesse Internetworld, die im Mai in Berlin stattfand, präsentierten denn auch einige Service Provider SDSL-Angebote, die auf mittelständische Unternehmen zugeschnitten sind. Die Münchener Firma Highway One beispielsweise bietet für 500 Mark im Monat eine Verbindung mit 512 kBit/s an. Doppelt so viel kostet der Dienst von Claranet. Dafür steht dem Kunden eine Bandbreite von 2,3 MBit/s zur Verfügung, inklusive 5 GByte Transfervolumen pro Monat.

Eine Weiterentwicklung von SDSL ist G.SHDSL (Global Standard for Single-Pair Highspeed Digital Subscriber Line). Neben Infineon, Adtran und Cisco Systems haben Rad Data Communications, Globespan und Alcatel Vorarbeiten geleistet. Seit Februar ist G.SHDSL unter der Bezeichnung G.991.2 eine offizielle Empfehlung der International Telecommunication Union (ITU-IT).

Der Hauptvorteil des neuen Verfahrens besteht darin, dass es bis 30 Prozent längere Strecken zwischen Vermittlungsstelle und Nutzer erlaubt. Zudem werden im Gegensatz zu ADSL die Telefoniedienste bei G.991.2 dank eines anderen Codierungsverfahrens nicht im Basisband übertragen, sondern direkt im Datenstrom. Geräte mit G. SHDSL-Schnittstellen sind bereits auf dem Markt. So stattete die israelische Firma Rad Data Communications ihr Integrated-Access-Device LA-140 mit einem solchen Interface aus. Auch Cisco bietet unter der Bezeichnung "Global DSL" entsprechende Produkte an, unter anderem Upgrades für seine DSL-Router und DSL-IP-Switches wie den 6015.

Noch offen ist, wann die Technik in Deutschland verfügbar sein wird und was entsprechende Dienste kosten werden. Es ist davon auszugehen, dass Carrier frühestens im kommendem Jahr auf G.SHDSL umsteigen. Zum einen deshalb, weil dies neue Investitionen in Systeme erfordert, zum anderen, weil sich angesichts der abflauenden Konjunktur die Nachfrage nach - noch relativ teueren - symmetrischen DSL-Diensten nicht so positiv entwickelt, wie noch vor einigen Monaten die Marktforscher prognostiziert haben.

Gleiches gilt für einen noch schnelleren DSL-Spross: Very High Bit Rate DSL. VDSL ist mit Downstream-Raten von 26 beziehungsweise 52 MBit/s die derzeit schnellste DSL-Technik. Daten lassen sich mit 1,5 oder 26 MBit/s versenden. Das genügt auch für bandbreitenhungrige Anwendungen, wie etwa Streaming-Media, Sprache über DSL (Voice over DSL, VoDSL) oder den Transfer großer Datenmengen. In Nordamerika und manchen europäischen Ländern gilt VDSL deshalb als ernsthafter Konkurrent von Glasfaserleitungen bis zum Teilnehmer.

Allerdings weist auch VDSL einige Schwachpunkte auf. Einer ist die Kupferkabelverbindung zwischen Teilnehmer und Verteiler am Straßenrand. Wegen der hohen Datenraten muss sie eine hohe Qualität aufweisen. Mittelfristig könnten die Kupferkabel zudem durch Glasfasern ersetzt werden, die dann für andere Verfahren wie Ethernet bis zum End-User zur Verfügung ständen. Ein weiteres Manko ist bei VDSL die geringe Reichweite. Sie beträgt maximal 1,5 Kilometer. Das ist selbst in Städten nicht gerade viel.