Microsoft offline - Anatomie eines GAUs

"Deppen machen Fehler"

Selbst die moderatesten Kommentatoren apostrophieren das Design von Microsofts Internetanbindung als bestenfalls schlecht. Andere machen ihrem Unmut deutlicher Luft: "Deppen machen Fehler, aber eine Firma in der Größe von Microsoft hat wirklich keine Ausrede für solche Schnitzer", mosert etwa Russ Cooper vom NTBugTraq.

Was Russ Cooper damit meint, verdeutlicht ein Blick in die Datenbank des zuständigen Internetregistrars Network Solutions. Nicht nur, dass Microsoft für alle seine Internetpräsenzen dieselben vier Nameserver nutzt: Sie sind auch noch im selben Netzsegment platziert, hinter einem einzelnen (dem am Dienstag ausgefallenen) Router. Das widerspricht eklatant der Grundanforderung jeder professionellen IT-Infrastruktur - no single point of failure.

Das Domain-Name-System sei doch eine weltweit verbreitete Datenbank, wundert sich etwa Stuart Bailey, CTO des DNS-Server-Spezialisten Infoblox. Es sei eigentlich üblich, Kopien der Daten auch über das ganze Netz zu verteilen, und: "Kunden dieser Größenordnung legen nie alle Server ins selbe Segment!"

Nachgerade witzig findet diese Vorgehensweise auch der in der Internetszene bekannte deutsche Webmaster Rob Liebwein. Im tecChannel.de-Forum weist er auf eine besonders amüsante Auswirkung des Microsoft-Netzdesigns hin: Da auch die Mailserver des Unternehmens nur über die ausgefallenen DNS-Maschinen zu erreichen sind, hätte Microsoft noch nicht einmal die Umschaltung auf einen Ersatz-DNS-Server schnell vornehmen könne. Dazu wäre ein MODIFY an den Registrars nötig gewesen - per E-Mail.