Kommunikation und Technik von übermorgen

E-Paper: Wovon Gutenberg nicht zu träumen wagte

"Solange man die Wespen nicht mit dem Bildschirm erschlagen kann, wird es die Zeitung aus Papier geben." Zeitgenossen, die mit derartigen Aussagen gerne kokettieren, seien vorgewarnt: Das Bonmot könnte schon bald überholt sein. Xerox-Forschern des Palo Alto Research Centers (PARC) in Kalifornien ist es nämlich gelungen, ein digitales Papier zu entwickeln. "Gyricon", so der Name des Newcomers, fühlt sich an wie Papier, liegt in der Hand wie ein Zeitungsblatt und ist dennoch ein Display.

Die Wortschöpfung erinnert nicht nur scheinbar an Gyros. So verfügen beide Namen über eine gemeinsame Wurzel, nämlich das griechische Wort "gyro", welches so viel wie "rotieren" bedeutet. Einziger Unterschied: Beim Gyros rotiert das Fleisch, beim "Gyricon" sind es winzige schwarze und weiße Kügelchen, die in einem elektrischen Feld in Rotation versetzt und bewegt werden. Da die Hälften der Kügelchen unterschiedlich geladen sind, richten sie sich in einem elektrischen Feld wie Kompassnadeln aus und lassen die Buchstaben erscheinen.

Die Anwendungsmöglichkeiten für das digitale Papier sind im UMTS-Zeitalter geradezu fantastisch: Zeitungen könnten beispielsweise nicht mehr auf Papier gedruckt, sondern drahtlos in elektronische Kunststoffseiten gefunkt werden. Jeden Tag, jede Stunde oder jede Minute ließe sich solch eine Zeitung aktualisieren. "Es ist denkbar, Schlagzeilen zu aktualisieren, noch während der Leser die Seite betrachtet", schwärmt Bob Sprague, Manager des Document-Hardware-Labors bei Xerox.