Kevin Rollins - die neue Nummer eins bei Dell

Trennung zwischen CEO und Vorstandsvorsitzendem?

IDG NS: Auf Grund der Finanzskandale in den vergangenen Jahren haben viele Leute gefordert, den Posten des CEO und den des Vorstandsvorsitzenden nicht mehr mit nur einer Person zu besetzen. Welchen Einfluss hatte das auf die Entscheidung bei Dell, diese beiden Posten zu trennen?

Kevin Rollins: Gar keinen. Wir haben das diskutiert zu jener Zeit, als Michael Eisner [CEO von Walt Disney] sich mit schwierigen Problemen konfrontiert sah. Und alle glaubten: Na ja, das haben sie sicher wegen dieser Disney-Sache getan. Das hatte damit allerdings nicht das Geringste zu tun.

Ich habe das nicht forciert. Mich hat nicht gestört, dass wir keine Trennung dieser beiden Posten hatten. Michael hat es einfach getan, er sagte: "Ich möchte das tun als Anerkennung für all das, was Du geleistet hast." Ich sagte ihm, dass das nicht nötig sei, und er meinte, er möchte es aber. Nun, und so hat er es getan.

Sehen Sie sich Unternehmen wie Worldcom [heute MCI] und Enron an, die hatten bereits eine Trennung von Vorstandsvorsitzendem und CEO. Das scheint also nicht der entscheidende Punkt zu sein. Doch wenn jetzt alle glauben, das führe zu mehr Objektivität, dann sei es so.

IDG NS: Was unterscheidet Ihren Management-Stil von Michael Dells? Es klingt fast so, als würden Sie sagen: "Eigentlich sind wir ein und dieselbe Person."

Kevin Rollins: Nun, in gewisser Weise sind wir das auch. Ich meine, wir sind natürlich zwei unterschiedliche Menschen. Aber als ich 1993 hierher kam, war ich 40 und Michael 29. Er war jung, und ich hatte noch nie ein Unternehmen geleitet. Und so sind wir in den folgenden elf Jahren sozusagen miteinander gewachsen. Wir haben uns gemeinsam erarbeitet, wie wir uns die Leitung eines Unternehmens vorstellen, was wir über das Geschäftsleben denken und welches unsere Philosophien sind. In diesen elf Jahren intensiver Zusammenarbeit sind wir mittlerweile an dem Punkt angekommen, wo wir recht genau wissen, was der jeweils andere denkt und fühlt über bestimmte Dinge.