IP-Telefonie: Totgesagte leben länger

Netzbetreiber entdecken VoIP

Doch nicht nur bei den TK-Anlagenherstellern werden VoIP-Funktionen mehr und mehr zum Standard. Auch Netzbetreiber und Service-Provider bauen das Angebot an IP-basierten Sprachdiensten massiv aus. Seit kurzem haben die Anbieter dabei nicht nur den professionellen Nutzer, sondern auch den Privatkunden im Visier. So bieten beispielsweise QSC und Broadnet Mediascape seit Dezember 2003 IP-Sprachprodukte für zu Hause; Telefonica hat ein Whole-sale-Produkt im Portfolio, das Partnern IP-Telefonie-Angebote für Endkunden ermöglichen soll.

Die Carrier profitieren dabei vom Breitbandboom, der die Zahl der DSL-Anschlüsse hier zu Lande in den vergangenen drei Jahren von 160.000 auf 4,5 Millionen hochschnellen ließ.

"Der Erfolg von VoIP hängt sehr stark von der Verfügbarkeit schneller Zugänge ab", erklärt Klaus von den Hoff, Kommunikationsspezialist bei Mercer Management Consulting. Johannes Nill, Geschäftsführer von AVM, sieht die kritische Masse erreicht: "VoIP ist reif für den Massenmarkt."

Nur mit Breitbandverbindung und Flatrate oder großzügigem Freivolumen ist das Telefonieren übers Internet attraktiv. Ein zehnminütiges Telefongespräch beansprucht zirka 12 MByte an Datenvolumen, dazu kommen noch zeitabhängige Verbindungskosten, die in etwa auf dem Niveau von Call-by-Call-Tarifen liegen. Interessant wird die IP-Telefonie also vor allem dann, wenn sich der Anwender die Grundgebühren fürs Festnetz sparen kann.

Derzeit sind nur QSC und Broadnet dank eigener DSL-Zugänge in der Lage, den Telefonanschluss komplett zu ersetzen. VoIP-Angebote wie "Iphone" von Freenet oder die angekündigten Services von Web.de und 1&1 setzen einen T-DSL-Anschluss voraus - und den gibt es nur in Verbindung mit einem Telefonvertrag. Auch beim Netzbetreiber Arcor, der im Herbst 2004 mit IP-Telefonie für Endkunden starten will, wird VoIP wohl nur in Verbindung mit einem Festnetzanschluss zu haben sein. Unabhängige Anbieter schließlich, wie Indigo Networks (Sipgate) oder Nikotel, betreiben nur IP-Gateways, die Anrufe via Internet so nah wie möglich an die Festnetz-Nebenstelle des Angerufenen bringen.