Intels Giga-Gag

AMD liefert, Intel nicht

Nach Rückversicherung in den USA mussten auch die deutschen AMD-Vertreter die Information bestätigen, und die Katze war aus dem Sack.

Wie clever AMD den Coup vorbereitet hatte, zeigte sich am 6. März, dem offiziellen Vorstellungstermin des Gigahertz-Athlon. In einer bombastischen Pressemitteilung verglich man die Steigerung der Taktfrequenz um 15 Prozent gegenüber dem bisher schnellsten Athlon mit dem Durchbrechen der Schallmauer. Geknallt hat's jedenfalls beim Test der CPU noch nicht. AMD schickte freiwillig ein Testsystem ins tecChannel-Labor, der Prozessor darin war serienmäßig bedruckt und wies keine Anzeichen eines Prototypen mehr auf. Unser Laborteam stellte freilich umgehend fest, dass der im Verhältnis 1/3 getaktete L2-Cache den Giga-Athlon bremst - aber im Prozessorkern waren die 1000 MHz erreicht, und darauf kommt's schließlich an.

Zwei Tage danach kündigte Intel dann den Pentium III mit ein Gigahertz Taktfrequenz an. Auf Nachfrage, ob wir denn mal eine dieser CPUs testen könnten, hieß es: "Klar, herzlich gerne - sobald wir eine haben!". Ein paar Tage später war der Prozessor immer noch nicht da, und man bot uns eine andere CPU an, über deren Details wir erst am Montag nach Erscheinen dieses Beitrages berichten dürfen. Jedenfalls lief dieser Prozessor auch mit 933 MHZ - knapp daneben.

Im Endspurt des Gigahertz-Rennens ist Intel also ins Stolpern geraten. Diese Fortbewegungsart hatte zwar Intel-Vize Pat schon im September letzten Jahres als wenig elegant erkannt, doch geändert hat sich beim Prozessor-Riesen in diesem Punkt noch nichts.

Das geht auch gar nicht. Nach dem vom Intel-Mitbegründer Gordon Moore aufgestellten Moores Law verdoppeln sich Transistorzahl und Leistung der Mikroprozessoren jedes Jahr. Am 18. Oktober 1999 hatte Intel den Pentium III mit Coppermine-Kern mit 733 MHz angekündigt. Demnach wären 1000 MHz erst im Sommer fällig gewesen - und das sahen die ursprünglichen Roadmaps auch vor.