Intels Giga-Gag

Täglich neue Roadmaps

Mit diesen Prozessor-Fahrplänen gibt Intel seinen Kunden, den PC-Herstellern und Board-Bastlern, Planungsinstrumente an die Hand, die viele Monate abdecken sollen. Seit Ende Dezember ist in diesen Roadmaps immer nur von Verschiebungen nach vorne zu lesen. Diese Entscheidungen sind nicht technischer, sondern politischer Natur. Schon der erste MMX-Pentium lag bei Intel nachweislich ein Jahr in der Schublade, bis man den Markt reif dafür erklärte. Heute ist das anders: Die PR-Abteilung scheint bei Intel Termine nach vorne zu verlegen, ohne Rücksicht darauf, ob der neue Chip auch in absehbarer Zeit lieferbar ist. Zudem greift Intel zu immer neuen Tricks, um die Produkte irgendwie zum Laufen zu bekommen. Für den Gigahertz-PIII wurde mal eben die Spannungsversorgung nach oben definiert - ein Übertaktungstrick, den Intel früher verteufelt hat. Schon der ebenfalls ursprünglich nicht geplante Pentium III mit 600 MHz und Katmai-Kern wurde im letzten Jahr mit um 0,05 Volt erhöhter Spannung spezifiziert. Die ersten Muster davon liefen trotzdem wenig stabil. Intel hatte dem Athlon damals schlicht nichts anderes entgegenzusetzen.

Beim Coppermine mit 1 Gigahertz gehen die Biegereien an den Spezifikationen, nach denen sich PC-Hersteller richten müssen, sogar noch weiter: Statt 80 Grad an der Chip-Oberfläche sind nur noch 60 erlaubt. Schon ist von Dell zu hören, dass man für die Produktion von Gigahertz-PCs auf Intel-Basis andere Lüfter und andere Produktionsmethoden einführen müsse.

Neben der reinen Verfügbarkeit der Chips verzögern solche Maßnahmen die Liefertermine von Gigahertz-PCs mit Intel-Prozessor noch weiter. Der Kunde kann dadurch die Systeme über Monate hinaus nicht kaufen (O-Ton Intel: "Der Schwerpunkt des Launchs liegt auf den USA"), aber er hat dennoch etwas davon: Für jede neue High-End-CPU müssen die Preise der langsameren Modelle gesenkt werden. Das macht die wirklich kaufbaren PCs billiger: Die 2000-Mark-Rechner der großen Elektronik-Ketten verfügen in Deutschland inzwischen mindestens über eine 600-MHz-CPU.