Intels Giga-Gag

Versteckte Webseiten und Gerüchte

Wie ungern man sich in diesen unsinnigen Wettstreit eingelassen hat, dokumentiert die Aussage eines Managers von einer der beiden Firmen, der mich auf der CeBIT sichtlich entnervt fragte: "Glauben Sie denn, dass es nach dem Gigahertz endlich wieder ein bisschen langsamer geht?" Trauriges Kopfschütteln war die Antwort. Es geht um Marktanteile, und viel wichtiger noch: Die Meinung der Analysten.

Der Shareholder Value regiert heutzutage große Unternehmen. Schon die reine Ankündigung von Microsoft, statt AMD Intel als Prozessor-Lieferanten für die X-Box zu erwählen ließ AMDs Kurs an einem Tag um fast 10 Prozent einbrechen. Und selbst auf Entwicklerkonferenzen wie dem Intel Developer Forum werden Analysten hofiert. Bei der vorletzten Veranstaltung dieser Art im letzten September trugen die Börsenbewerter als einzige Teilnehmer grüne Halsbändchen an denen ihr Ausweis zu baumeln hatte. Dadurch waren sie für Intel-Mitarbeiter auch schon von weitem als besonders wichtig zu erkennen. Nicht, dass mir der Status der Analysten als Pressevertreter besonders wehtut - aber die Trendwende von Technologieführerschaft zum reinen Machtkampf an der Börse ist klar zu erkennen.

Wie der Wettlauf zum Mond in den sechziger Jahren ist der erste Gigahertz-Prozessor zu einer Frage der Ehre und heute auch des Börsenkurses geworden. Wer das Ding wirklich braucht, ist zweitrangig.

Zwei Tage nach der CeBIT winkte AMD ganz vorsichtig mit der Zielfahne. Am dritten März hatten die Kollegen des britischen News-Dienstes The Register auf AMDs Webseite eine Liste von Fragen und Antworten (FAQ) entdeckt, in welcher der Gigahertz-Athlon erstmals ausdrücklich erwähnt wird. Aus den USA ist zu hören, dass AMD deswegen das Web-Team feuern wolle - wer's glaubt... , denn diese Aktion sieht eher wie eine gezielt platzierte Information aus.

Zwar hat AMD die fragliche Seite umgehend entfernt, allerdings nicht bevor wir einen Screenshot davon machen konnten.