Emotionale Intelligenz

Höre auch auf Deinen Bauch

Durch Analyse das Bauchgefühl schärfen

Erich Kirchler ist Psychologieprofessor an der Universität Wien.
Erich Kirchler ist Psychologieprofessor an der Universität Wien.
Foto: Universität Wien

Drei Fragen an Psychologieprofessor Erich Kirchler vom Institut für Wirtschaftspsychologie, Bildungspsychologie und Evaluation der Universität Wien

CW: Kann man Intuition trainieren?

Kirchler: Sicher nicht in dem Sinne, dass man bei Entscheidungen auf eine mystische Eingebung oder einen Gedankenblitz wartet. Trainieren lässt sich das Verständnis dafür, wann man seiner inneren Stimme vertrauen sollte und wann besser nicht. Intuition ist ja nicht angeboren. Man sammelt sie durch Erfahrung. Das ist ähnlich wie beim Autofahren. In der Fahrschule lernt man, wie man bei bestimmten äußeren Bedingungen richtig reagiert. Als Fahrschüler ist man mit der Aufnahme und Verarbeitung vieler gleichzeitiger Einflüsse oft überfordert. Mit der Zeit aber automatisiert man die Prozesse und reagiert intuitiv richtig.

CW: Die Wirtschaftswelt funktioniert aber leider nicht nach festen Regeln wie der Autoverkehr...

Kirchler: Genau. Hier liegt auch das Problem. Unsere Intuition funktioniert am besten, wenn das Arbeitsumfeld stabil ist. Ein Arzt etwa kann meist anhand weniger Symptome die richtige Diagnose stellen. Ein Manager hat es da schwerer. In der Wirtschaft ändern sich die Arbeitsumgebungen oft sehr schnell, so dass intuitive Entscheidungen nicht immer zu einem guten Ergebnis führen. Soweit es einer Führungskraft also möglich ist, sollte sie ihre Entschlüsse auf jeden Fall auf ihre Richtigkeit hin abklopfen. Tempo ist im Business zwar wichtig. Aber die Schnelligkeit eines Entschlusses allein ist nicht entscheidend. Wer schnell der falschen inneren Stimme folgt, kann genauso schnell damit auf die Nase fallen.

CW: Woran erkennt man ein gutes Intuitionstraining?

Kirchler: Daran, dass man dort lernt, wann man der eigenen Intuition trauen kann. Das geht nicht mit Voodoo oder Hokuspokus. Aber man kann trainieren, bestimmte Entscheidungssituationen und die daraus resultierenden Folgen zu analysieren. So bekommt man ein Gespür dafür, in welchen Konstellationen man am besten wie entscheidet. In einem Workshop sollte es also darum gehen, mit dem Kopf zu erforschen, wann das Bauchgefühl stimmt und wann es in die Irre führt. Unseriös sind Trainings, die Teilnehmern versprechen, ein Gefühl für neue Situationen zu bekommen und somit aus dem Bauch heraus immer richtig zu reagieren. Das mag sich manch ein Manager vielleicht wünschen. Aber mit solch einem Prozess wäre die menschliche Natur eindeutig überfordert.
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