Droht ein neuer Browserkrieg?

Taktischer Kopfschuss

Doch MSN war eine Enttäuschung und bald schon umwarb Microsoft den Feind mit dem Vorschlag, das AOL-Icon auf dem Windows-Desktop zu platzieren - ein Schritt, den Gates in einem internen Papier den "Kopfschuss für MSN" nannte. Bill Gates war bereit, den Abzug zu drücken, wenn die Kugel nur auch Netscape direkt ins Herz traf. Denn Netscape war zur neuen Zielscheibe der Zerstörung geworden. Nach Ansicht von AOL-Vorstand Steve Case war Netscape zwar Microsofts Internet Explorer weit überlegen und er wusste auch, dass er half, die bessere Technologie zu vernichten. Doch Microsoft hatte ihm ein Angebot gemacht, das er nicht ablehnen konnte.

AOL wich der Kugel aus. Dieses Glück war Netscape allerdings nicht beschieden, und es dauerte nicht lange, da erwarb AOL den Browser für ein Minimum seines früheren Wertes. Doch dies war nicht das erste Mal, dass AOL die Bedrohung durch Microsoft zu spüren bekam. Diese Bedrohung geht zumindest bis zu einem Treffen zwischen Bill Gates und AOL-Vorstand Steve Case im Jahr 1993 zurück, bei dem Gates zu Case wörtlich sagte: "Ich kann 20 Prozent von euch kaufen oder ich kann euch komplett kaufen. Oder ich steige selbst in das Geschäft ein und begrabe euch."