Droht ein neuer Browserkrieg?

Kriegerische Auseinandersetzungen

Solche internen Firmen-Memos gelangen von Zeit zu Zeit an die Öffentlichkeit und meist ist ihre Bedeutung gleich null. Auch wenn sie die betroffene Firma bloßstellen, haben sie bezeichnenderweise doch nur selten etwas mit der eigentlich aktuellen Politik des Hauses zu tun. Berücksichtigt man allerdings die Geschichte der Beziehung zwischen AOL und Microsoft, erscheinen die eher radikalen Überlegungen des Memos so abwegig nicht mehr. Und sollten AOL und Microsoft einen Feldzug gegeneinander führen, kann dieser blutig ausfallen.

Das haben beide Firmen bereits bewiesen. Mitte der neunziger Jahre griff Microsoft AOL mit dem Launch seines Online-Services MSN frontal an. Und die AOL-Verantwortlichen reagierten prompt. Sie stellten einen "Kriegs-Stab" ab, der allen Einbrüchen Microsofts in AOL-Territorium akribisch nachspürte, beriefen "Microsoft-Beobachter", die über jede Bewegung des Feindes berichteten, und hielten Reden vor ihren Mitarbeitern, die von Kriegsmetaphern nur so strotzten. Und dies war nicht einmal eine übertriebene Maßnahme. Denn schließlich bezeichnete Microsoft MSN als seinen "AOL-Killer", und Bill Gates erklärtes Ziel war es gewesen, MSN mit mehr Content zu präsentieren als es AOL zum eigenen Launch gelungen war.