Die Netzwächter

2.27 Uhr - Systemstörung

Mitchell, der gerade hinter seiner Konsole döst, wird von vier aufeinanderfolgenden Signaltönen aufgeschreckt. Er rappelt sich auf, um die eingehenden "Tickets" zu analysieren, die bedeuten, dass im Netzwerk eines Kunden ein Systemfehler aufgetreten ist. "Die sind seit Freitag mit Wartungsarbeiten beschäftigt, aber das sieht nicht nach einem Wartungsereignis aus," sagt DeBolt, der mit leicht verschlafenem Blick aus seinem Kriegskabinett kommt.

Mitchell schließt sich mit einem Partner-SOC in Mountain View, Kalifornien, kurz. "Seht Ihr Euch gerade diese Tickets an? ... Die haben gerade ein Problem mit Nachbarsystemen? ... Sonst alles ruhig dort? ... Okay, dann macht's gut."

4.59 Uhr

Jamison kommt eine Minute vor Beginn seiner Schicht ins SOC und trifft auf Mitchell, der ein Handbuch von Cisco studiert. Van Brecht kommt gleich danach und öffnet sofort einen Kabelschrank, um eine heimlich versteckte Wolldecke herauszunehmen. "Morgens wird es hier immer so kalt," sagt er und wickelt sich ein, während er die Monitore seiner Konsole einschaltet. "Die Klimaanlage spielt ein wenig verrückt."

Das sind die Stunden, in denen im SOC die Zeit am langsamsten vergeht und sogar die zähesten Cyberkriminellen wahrscheinlich friedlich schlummern. Signaltöne sind selten, und das Team debattiert über die relativen Vorzüge von Brot aus Sauerteig im Vergleich zu Weizenvollkorntoast. Das Programm des Fernsehsenders TechTV zeigt jetzt keine spätnächtlichen Infosendungen mit Werbung mehr, sondern eine Sendung über die internationale Geschäftswelt mit einem Beitrag über den Kommunikationsminister der Bahamas. "Tja, das muss schon anstrengend sein," gackert Van Brecht. "Wie mag das denn so sein - mit vier Telefonen? Ich würde den Job nehmen."