Die Netzwächter

14.17 Uhr - Streit im Sicherheitsteam

Unterschiedlicher Musikgeschmack führt zu einem Miniaufstand. John Glasscock, das dienstjüngste Mitglied des SOC-Teams, meint: "Ich mag Countrymusik, ich mag Ska, ich mag alles mögliche. Nur nicht das, was ihm gefällt." Er deutet auf den grinsenden Jason Van Brecht, dem Unix-Snob im Team und fanatischen Anhänger von "Industrial Music".

Die Sterilität des Betriebssicherheitszentrums vermittelt ein Gefühl des Eingesperrtseins. Das typische Beiwerk der verrückten Kultur der New Economy fehlt. Der einzige Farbklecks ist ein einsames Mauspad in Pizzaform.

15.24 Uhr

Kathy Wang von der zweiten Schicht pflügt mit ihrer Gabel durch eine Schüssel mit Ravioli und lässt sich ihre Karrieresorgen durch den Kopf gehen. "Ich fühle mich, als ob mir die Zeit durch die Finger rinnt," seufzt die 27-jährige. Nachdem auch sie ein Scheibchen Ruhm in der Computerwelt erringen will, entwickelt sie derzeit ein Hackererkennungssystem für Internet-Dienstanbieter. Doch hat sie Schwierigkeiten, während der Arbeit zu forschen, da Laptops im SOC verboten sind. Somit ist gewährleistet, dass keiner der Analysten mit geheimen Daten nach Hause geht.

23.27 Uhr

Rodney Mitchell aus der Nachtschicht, durch und durch Techie, doziert über eine Zukunft, in der Computerchips allgegenwärtig sein werden - vom Schaukelstuhl angefangen bis hin zu Krawatten. "Bald wird man zu einem Getränkeautomaten gehen können und dann einfach die Uhr oder das Handy dranhalten - und schon bekommt man eine Cola, die man damit auch gleich bezahlt hat," so seine Prophezeihung. "Damit nimmt aber natürlich auch das Risiko zu. Dann kann man nämlich auch Cola-Automaten hacken." Diese Unsicherheit erklärt zum Teil, warum Mitchell bei Counterpane arbeitet. Als ein Mann, der stolz darauf ist, Trends frühzeitig erkennen zu können, prognostiziert er eine rosige Zukunft für die Unternehmen, die sich das Ziel gesetzt haben, den Techieganoven das Limo-Mopsen zu vermiesen.