Detailtest: 50 Mainboards

Die Tricks

Beim Booten zeigen alle Mainboards den installierten Prozessor und seine Taktfrequenz. Die Angabe gaukelt bei korrekt eingestellten Standardwerten die entsprechende CPU-Frequenz vor, auch wenn sie in Wirklichkeit zu hoch ist. So wird beim EPoX EP-4B2A ein Pentium 4 2400 mit 2,40 GHz angezeigt, obwohl er insgeheim mit 2423,9 MHz läuft, was 101 MHz FSB-Takt entspricht. Bei absichtlich eingestellten 101 MHz wird die tatsächliche Frequenz von 2424 MHz mit 2,42 GHz gemeldet.

Die Hersteller machen sich wohl viele Gedanken über ihre Tuning-Methoden, denn es gibt diverse Spielarten. Ein Beispiel für ein Board, das durchaus gemäß Spezifikation arbeiten kann, ist das Asus A7V266-E. Ein im "Jumper-Free"-Modus gelieferter Athlon XP 2000+ taktet statt mit 1666,7 MHz mit überhöhten 1678,8 MHz. Im BIOS kann man einstellen, was man will, bei den korrekten Vorgaben wird die Hardware übertaktet. Im Jumper-Modus ohne BIOS-Konfigurationsmöglichkeit funktioniert das Board genau nach Spezifikation. Eigentlich unnötig zu erwähnen, dass Asus die Boards "Jumper-Free" liefert und sich kein Hinweis zum "Tuning" findet.

Wer nun glaubt, er sei mit der Jumper-Konfiguration auf der sicheren Seite, liegt falsch. Das Asus P4S333 liefert auf diese Weise 2390,3 MHz, was erstaunlicherweise untertaktet ist. Bei der BIOS-Schnelleinstellung werden daraus dann 2394,0 MHz. Und konfiguriert man schließlich im BIOS alle Details komplett selbst (Taktteiler, FSB- und Speicherfrequenz), arbeitet die CPU mit exakt 2400,1 MHz. Allerdings funktioniert das nur bei einer FSB-Frequenz von 133 MHz. Bei den älteren Pentium 4 mit 100 MHz FSB arbeitet das P4S333 stur mit überhöhten 2421,6 MHz - gleich was man ihm auch wo immer vorgeben mag.

Eine weitere Variante des versteckten Übertaktens sind so genannte "High Performance Settings", die sich im BIOS-Setup als Voreinstellung laden lassen. Leider weist nichts darauf hin, dass der FSB nun übertaktet wird - auch wenn man wieder die spezifizierte Frequenz von 100 oder 133 MHz vorgibt. So arbeitet der Athlon XP 2000+ etwa im MSI K7T266 Pro2 dank High Performance Settings mit 1672,6 statt 1666,7 MHz, was einer FSB-Taktfrequenz von 133,8 MHz entspricht. Besonders ärgerlich: Die versteckte Übertaktungsfunktion bei den Standardfrequenzen wird man nur über einen CMOS-Clear oder das Laden der "BIOS Default Settings" wieder los.

Eine weitere Variante stammt von Soltek und versteckt sich hinter dem Begriff "Use CPU Linear Freq.". Detaillierte Erklärungen dazu finden sich im Handbuch nicht, die Funktion bewirkt aber zumindest, dass die FSB-Frequenz angehoben wird. Die CPU taktet dann beispielweise beim SL-75DRV5 nicht mit 1667 MHz, sondern mit 1679 MHz. Deaktiviert man die Funktion im BIOS, stimmen die Werte sofort wieder. Das ist zumindest eine sauberere Lösung als die High Performance Settings bei MSI.