Der Starke fürs Office

Service nach Klassen

Mit Hilfe der Priorisierung (nach IEEE 802.1p) garantiert der Switch ein Maß an Quality-of-Service. Dem Ethernet-Frame wird dabei ein so genanntes "Tag" beigefügt, das neben der VLAN-Zuordnungsnummer (VLAN = Virtual Local Area Network) drei Bits für acht verschiedene Prioritätsstufen frei lässt. Damit kann der Anwender den Paketen zeitkritischer Applikationen den Vorzug geben, so dass sie bei Überlast weniger Verluste erleiden als andere Frames.

Beim Superstack wählt man die Service-Klassen in Form von Verhältnissen zwischen Prioritätsstufen jeweils zweier Queues. Möglich sind acht verschiedene Relationen:

- 12 Prozent Queue 1 zu 88 Prozent Queue 2,

- 25 Prozent zu 75 Prozent,

- 38 Prozent zu 62 Prozent,

- 50 Prozent zu 50 Prozent,

- 63 Prozent zu 37 Prozent,

- 75 Prozent zu 25 Prozent,

- 88 Prozent zu 12 Prozent und

- 100 Prozent zu 0 Prozent.

Im Test wurde Port 2 durch "getaggte" Frames von den Ports 1 und 3 gezielt überlastet, damit die Priorisierung zwischen Port 1 und Port 3 ihre Wirkung zeigte. Die zehn Sekunden dauernden Versuche bestätigten die Theorie bestens und offenbarten Paketverluste jeweils zugunsten der hochpriorisierten Frames.

Die gängige Switch-Funktion "Head-of-Line-Blocking" (HOLB) soll verhindern, dass "unterbeschäftigte" Ports durch eine Überlast auf anderen Ports beeinträchtigt werden. Ist zum Beispiel Port 2 mit Frames von Port 1 zu 100 Prozent eingedeckt, verwirft das HOLB-Verfahren alle Frames, die Port 3 an Port 2 schickt, weil Port 3 gleichzeitig Pakete auf den nicht überlasteten Port 4 schickt. Die Folge ist, dass die Queue des dritten Ports nicht durch wartende Frames blockiert wird und ungehindert nach Port 4 switchen kann. 3Com hat auf die HOLB-Funktion verzichtet, weshalb unsere diesbezüglichen Tests schlecht ausfielen und zu einer starken Beeinträchtigung der unbelasteten Ports führten. Wir notierten Verluste von bis zu 95 Prozent bei Paketen der Größe 1024 Byte. Kleine Pakete richteten einen geringeren Schaden an und verursachten Verluste von rund 20 Prozent. Inwieweit sich der Mangel in der Praxis auswirkt, bestimmt die Puffergröße des Switch. Wenn nur kurze Bursts den HOLB-Effekt verursachen, werden Frames auf dem blockierten Port zwischengespeichert.

Zur Person

Herbert Almus

ist Leiter des European Advanced Network Test Center (EANTC), das unter anderem unabhängige Tests von Netzwerkequipment durchführt.

Inti Florez-Brandel

ist seit Anfang 2000 bei der EANTC AG beschäftigt. Sein Spezialgebiet ist die Durchführung von Performance- und Dienstgütemessungen für verschiedene Switching-Technologien.