Auf der Suche nach der Killerapplikation

Infodienste sorgen für Umsatz

E-Plus, Nummer drei im deutschen Markt, hat nun die Flucht nach vorne angetreten. Auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin kündigte der Chef des Unternehmens, Uwe Bergheim, für Ende dieses Jahres den Start eines eigenen I-Mode-Dienstes an. Damit kommt das erfolgreiche japanische Modell erstmals nach Europa. Die Markteinführung ist nicht ohne Risiken, denn der I-Mode-Standard ist bei den Endkunden noch unbekannt. Dennoch könnte sich der Schachzug von E-Plus als sehr geschickt erweisen. Der Betreiber kann damit schon ein Jahr vor dem erwarteten UMTS-Start die Übertragung größerer Datenmengen wie Bilder oder Spiele anbieten - und Kunden an sich binden.

Auch mit dem Klassiker SMS (Short Message Service) versuchen die Betreiber neue Umsätze zu generieren und bieten Infodienste im Abo an. Nutzer können sich beispielsweise Fußballresultate oder Börsenkurse via Kurznachricht zusenden lassen. Diese Services könnten sich laut Taylor Nelson Sofres Telecoms als Killerapplikationen für UMTS erweisen. Die Marktforschungsgruppe befragte Mobilfunknutzer in Europa und fand heraus, dass Dienste wie das Versenden und Empfangen von E-Mails, der Zugriff auf Verkehrsinformationen und der Abruf von aktuellen Nachrichten auf dem Massenmarkt die besten Chancen haben. "Die UMTS-Nutzer werden die heutigen Mobilfunk- und Internet-User sein", sagt Wolfgang Best, Director Telecoms & IT bei Taylor. In dieser Zielgruppe ermittelten die Marktforscher ein wachsendes Interesse an UMTS-Diensten. Das Hauptaugenmerk dieser Anwender gilt laut Studie der Reservierung und Buchung von Eintrittskarten. 79 Prozent könnten sich die Nutzung solcher Services vorstellen. Der Kauf von Büchern oder CDs steht mit 67 Prozent an zweiter Stelle, gefolgt vom Handel mit Reisetickets.

In Deutschland senden etwa 55 Prozent der Mobilfunknutzer häufig SMS-Nachrichten. Besonders beliebt sind die Kurznachrichten bei den unter 25-Jährigen, mehr als 90 Prozent dieser Altersgruppe verschicken Botschaften per SMS.

Im Jahr 2010 werden 28 Prozent der 2,25 Milliarden Mobilfunknutzer weltweit Dienste in den Mobilfunknetzen der dritten Generation nutzen. Das hat das UMTS-Forum aus den Prognosen von Marktforschern herausgefiltert. Das Endkundensegment hat demnach einen Anteil von rund 65 Prozent an den Umsätzen, das Volumen soll sich im Jahr 2010 auf rund 322 Milliarden Dollar belaufen. Völlig neue Umsatzquellen wird es dabei kaum geben, eher werden vorhandene Dienste weiterentwickelt.

Das Forum teilt die Mobilfunkdienste der dritten Generation in sechs Hauptkategorien:

- Individuelles Infotainment,

- Multimedia Messaging Services (MMS),

- Mobiler Intranet-/Extranetzugang,

- Mobiler Internetzugang,

- Location Based Services,

- klassische Sprachdienste.

Individuelles Infotainment wird demzufolge - weil billig und massenmarkttauglich - der erste und größte Ertragsbringer sein und im Jahr 2010 einen Anteil von 86 Milliarden Dollar am Gesamtmarkt haben. Die Umsätze mit Werbung und Übertragungsdiensten sollen dann rund 20 Prozent ausmachen (60 Milliarden Dollar). Services wie E-Mail oder Web-Browsing werden zwar viel Datenverkehr erzeugen, aber kaum direkt zum Ertrag beitragen, weil die Kunden für diese Zusatzdienste nicht extra bezahlen wollen.

Die Wertschöpfungskette wird mit den neuen Mobilfunkdiensten komplexer. Strategische Partnerschaften sind nötig, um attraktive Inhalte bereitzustellen. Die Umsätze werden dann entsprechend zwischen den Mobilfunkbetreibern, Content-Providern und anderen Partnern aufgeteilt. Bei E-Plus erhalten beispielsweise die Inhaltepartner von I-Mode-Sites 70 Prozent, der Betreiber 30 Prozent der Einnahmen. Bei T-Motion, dem WAP-Portal von T-Mobile, bekommen beide Seiten jeweils 50 Prozent.