CPUs für Server, Netzwerke und mobile Devices

Analyse: Intels Stärken und Schwächen

Faktor 4: Das Rechenzentrum

Zu den positiven Überraschungen im Geschäftsjahr 2012 zählt, dass Intels Data Center Group ein Umsatzplus von 6 Prozent erzielte und mehr als 10 Milliarden Dollar zum Gesamtumsatz beitrug. Ein Grund dafür ist die unangefochtene Spitzenposition im Server-Bereich. Etwa 80 Prozent der weltweit verkauften Server-Systeme nutzen laut IDC Prozessoren von Intel. Daran dürfte sich angesichts der Schwäche von AMD nichts ändern.

Hinzu kommt, dass Windows Server 2012 gerade für mittelständische Unternehmen an Attraktivität gewonnen hat. Das Betriebssystem stellt beispielsweise mit Hyper-V einen kostenlosen Hypervisor zur Verfügung. Mit DirectAccess ist zudem eine einfach handzuhabende Alternative zu virtuellen privaten Netzen (VPN) an Bord. Somit sind Windows-Server auf Basis von Intel-Prozessoren eine sichere Wahl für viele Anwender.

Allerdings könnte sich gerade der steigende Virtualisierungsgrad für Intel als problematisch erweisen. Nach Angaben von IDC sind in Westeuropa derzeit rund 25 Prozent aller Server in Form einer Virtual Machine (VM) implementiert. In den kommenden drei Jahren dürfte sich dieser Anteil auf etwa 75 Prozent erhöhen. Das bedeutet, dass Unternehmen weniger physische Server-Systeme benötigen. Dennoch kommt diese Entwicklung Intel letztlich zugute. "Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen in Deutschland sind derzeit dabei, eigene, kleine Rechenzentren aufzubauen oder vorhandene Server- und Storage-Systeme zu modernisieren", sagt Christian Lamprechter. Die Kombination aus Servern mit Intel-Prozessoren und Windows dürfte dabei in den meisten Fällen das Rennen machen.

Gut aufgestellt bei Micro-Servern

Viel Aufhebens wird derzeit um Micro-Server gemacht. Solche Systeme sind statt mit Intel-Xeon-, AMD-Opteron- oder IBM-PowerPC-Prozessoren mit stromsparenden CPUs der Reihe ARM oder Intel Atom ausgestattet. Nach Angaben der Marktforschungsgesellschaft IHS iSuppli werden 2014 weltweit rund 500.000 Micro-Server einen Abnehmer finden. Für das Jahr 2016 prognostizieren die Marktforscher einen Absatz von rund 1,2 Millionen Server-Systemen dieser Kategorie. Das entspricht etwa 10 Prozent des Server-Marktes.

In die erste Version seiner Micro-Server der Reihe Moonshot hat HP die Atom-Prozessoren der Reihe Atom S1200 integriert. Solche Micro-Server zeichnen sich durch einen niedrigeren Stromverbrauch und geringeren Platzbedarf aus.
In die erste Version seiner Micro-Server der Reihe Moonshot hat HP die Atom-Prozessoren der Reihe Atom S1200 integriert. Solche Micro-Server zeichnen sich durch einen niedrigeren Stromverbrauch und geringeren Platzbedarf aus.
Foto: Intel

Kurz vor Weihnachten 2012 hat Intel den weltweit ersten 6-Watt-Prozessor für Server vorgestellt. Micro-Server, Speicher- und Netzwerklösungen verschiedener Hersteller auf Basis der neuen 64-Bit-Prozessorfamilie Intel Atom S1200 sind bereits angekündigt. Im Laufe des Jahres will Intel zudem die nächste Generation von energieeffizienten Atom-Prozessoren für Micro-Server mit dem Codenamen "Avoton" auf den Markt bringen. Avoton bietet erweiterte SoC-Funktionen (System on Chip) und wird mit 3D-Tri-Gate-Transistoren im 22-nm-Fertigungsprozess hergestellt.

Für Micro-Server bietet Intel zwei Prozessor-Familien an: eine auf Basis der Xeon-Produktlinie und eine auf Grundlage der Atom-Reihe.
Für Micro-Server bietet Intel zwei Prozessor-Familien an: eine auf Basis der Xeon-Produktlinie und eine auf Grundlage der Atom-Reihe.
Foto: Intel

Das macht deutlich, dass Intel dem Konkurrenten ARM den Bereich Einstiegsserver für Web-Anwendungen, E-Mail und weitere Standardfunktionen nicht kampflos überlassen möchte. "Intel hat den Vorteil, dass es bereits jetzt über eine einsatztaugliche Micro-Server-Plattform verfügt", sagt IDC-Experte Nebuloni. HP hat denn auch im April einen Micro-Server der Moonshot-Reihe mit einem Atom-1200-Prozessor vorgestellt. Er soll rund 77 Prozent weniger kosten als ein x86-System und 89 Prozent weniger Strom verbrauchen. Eine Version mit ARM-Prozessoren soll erst später folgen.