CPUs für Server, Netzwerke und mobile Devices

Analyse: Intels Stärken und Schwächen

Faktor 3: Tablet- und Smartphone-Markt

Anfang 2013 machte die Nachricht Schlagzeilen, dass Qualcomm, ein Hersteller von ICs (integrierte Schaltkreise) für mobile Systeme wie Smartphones und Tablets, erstmals eine höhere Marktkapitalisierung aufwies als Intel. Die Prozessoren der "Snapdragon"-Linie auf Basis der ARM-Architektur von Qualcomm, nach Angaben der Markforschungsfirma IHS iSuppli derzeit die Nummer drei der umsatzstärksten Halbleiterhersteller, sind unter anderem in den Android-Tablets von Sony (Xperia Tablet Z), Samsung (Galaxy Tab 2) und Lenovo (Ideatab S2110) im Einsatz, zudem im Dell XPS 10 (Windows 8 RT). Ähnlich sieht es bei Smartphones aus. Zu den Kunden von Qualcomm zählt die Crème de la Crème der Herstellerschar, unter anderem Samsung, HTC, LG, Sony und Nokia.

Schlichtweg verschlafen hat Intel den Trend in Richtung Smartphones, Tablet-Rechner und Phablets, also Kombinationen von Tablet und Mobiltelefon. Deshalb sind Systeme mit Intel-CPUs wie das Asus Fonepad rar.
Schlichtweg verschlafen hat Intel den Trend in Richtung Smartphones, Tablet-Rechner und Phablets, also Kombinationen von Tablet und Mobiltelefon. Deshalb sind Systeme mit Intel-CPUs wie das Asus Fonepad rar.
Foto: Asus

Der Erfolg von Qualcomm ist maßgeblich darauf zurückzuführen, dass Intel die Bedeutung beider Marktsegmente, Tablet wie Smartphone, zu spät erkannt hat. Dazu trugen zwei Faktoren bei: Die Fokussierung auf den Notebook- und Ultrabook-Bereich, als der Tablet-Boom Mitte 2010 begann, und das zu lange Festhalten am Netbook-Konzept. Die Folge ist, dass derzeit ARM-basierte Designs das Maß der Dinge bei Smartphones sind. Samsung setzt in seinem neuen Flaggschiff Galaxy S4 beispielsweise mit dem Exynos 5 Octa einen Achtkern-Prozessor auf Grundlage des ARM Cortex A7 und A15 ein. Smartphones mit "Intel Inside" sind dagegen rar. Auf der Website des Herstellers waren Mitte April zehn Modelle aufgeführt, etwa von Motorola, Asus, Acer, ZTE und Lenovo. Bei der Mehrzahl handelt es sich um preisgünstige Einstiegsmodelle.

Vorteil: Strukturbreiten von 22 nm und 14 nm

Allerding hat Intel den Kampf um den Tablet- und Smartphone-Markt aufgenommen, wenn auch mit gehöriger Verspätung. Eine zentrale Rolle spielen dabei die neuen Atom-SoCs der Reihe "Bay Trail" mit vier Rechenkernen. Sie sollen rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft auf den Markt kommen und in Tablets verbaut werden, unter anderem in Systemen von Acer, Asus, Dell, HP, Lenovo und Samsung.. In Tablets und speziellen Ultrabook-Modellen sollen zudem Haswell-SoCs mit einem TDP-Wert von 10 Watt zum Zuge kommen.

Mithilfe der neuen Atom-SoC-Komponenten (System on Chip) der Reihe Bay Trail will Intel bei Tablets Boden gut machen gegenüber Designs auf Basis der Architektur von ARM.
Mithilfe der neuen Atom-SoC-Komponenten (System on Chip) der Reihe Bay Trail will Intel bei Tablets Boden gut machen gegenüber Designs auf Basis der Architektur von ARM.
Foto: Intel

Atom-Prozessoren unterschiedlicher Aufprägung werden dagegen in Smartphones Einzug halten. Denkbar ist eine Art Arbeitsteilung: Endgeräte, die mehr als 4 W Strom benötigen dürfen, werden mit SoCs der Haswell-Reihe bestückt. Hoch mobile Systeme wie Mobiltelefone, deren Strombedarf niedriger als 4 Watt sein sollte, erhalten Atom-Komponenten.

Was Intel allerdings speziell im Smartphone-Bereich noch fehlt, ist ein hochkarätiger "Design Win", also ein Hersteller, der eines seiner Top-Modelle mit einem Atom-SoC bestückt. Das könnte sich jedoch 2014 ändern. Der Grund: Intel will noch in diesem Jahr beginnen, einen Teil der CPU- und SoC-Fertigung auf einen 14-nm-Fertigungprozess umzustellen. Das bedeutete niedrigere Chip-Strukturbreiten und einen geringeren Strombedarf. Andere Hersteller wie Samsung oder andere Auftragsfertiger von ICs sind noch weit vom 14-nm-Prozess entfernt. Wenn Intel diesen technologischen Vorteil konsequent ausspielt, hat das Unternehmen gute Chancen, seinen Spätstart bei Komponenten für Tablets und Smartphones in den kommenden zwei Jahren wettzumachen.