Zwischen Gimmick und Größenwahn

Sprachqualität als Meßlatte

Als Grundvoraussetzung für die Durchsetzung des IP-basierten Telefonierens gilt die Sprachqualität. Sie wird von drei Faktoren beeinflußt:

die Auswahl des De- beziehungsweise Encoders, der Echounterdrückung und der Minimierung der Antwortzeiten.

Im Bereich der Encoder haben sich mehrere Algorithmen durchgesetzt. Das sind zum Beispiel der GSM-Decoder von Microsoft, der ITU-Standard G.723.1 und der Decoder von Voxware. Je nach Soundkarte liefern diese Algorithmen bessere oder schlechtere Klangqualitäten ab.

Eine weitere Einschränkung betrifft eher den US-amerikanischen Markt: Dort will die Regulierungsbehörde auch die Long-Distance-Calls via Internet unter ihre Fittiche bekommen. Insider rechnen damit, daß sich dort die monatliche Rechnung für IP-Telefonierer um sechs Dollar verteuern wird. In Europa ist dies noch kein Thema.

Der Status bei der Internet-Telefonie gleicht dem Zustand im Bereich Videoconferencing vor drei Jahren. Damals ließen sich nur Verbindungen von einem System zu einem Gerät des gleichen Herstellers aufbauen. Erst mit der Einführung des H.320-Standards, der den Verbindungsauf- und -abbau regelt, kam Bewegung in den Markt. Dieser Standard und weitere aus der H.320-Familie, also H.323 (Echtzeit- beziehungsweise Videokonferenzen im LAN) sowie H.324 (Videokommunikation mit analogen Verbindungen) treffen im IP-Telefonie-Bereich auf offene Ohren bei den Herstellern und werden wohl in Zukunft dafür sorgen, daß sich Software verschiedener Hersteller unterhalten kann. Netscape und Microsoft/Picturetel (Netmeeting) sind dabei mit der Integration des H.323 den ersten Schritt gegangen. Nachdem beide Hersteller etwa 85 Prozent des Marktes abdecken, läßt sich sogar von einem De-facto-Standard sprechen.

Weitere Unterstandards des H.323 sind unter anderem:

H.245: Öffnet und schließt logische Kanäle G.711: Encoder/Decoder-Spezifikation für Sprache mit Pulse-Code-Modulation (PCM) G.722: 7-kHz-Sprachübertragung G.723.1: Standardsprachübertragung für H.323-Konferenzen G.728: Sprachübertragung mit 16 kBit/s G.729: Sprachübertragung mit 16 kBit/s

Neben der ITU sind mehrere Organisationen bei der Standardisierung der IP-Telefonie beteiligt. Zu nennen ist hier das International Multimedia Teleconferencing Consortium http://www.imtc.org, das sich um die weltweite Durchsetzung des H.320 kümmert. Die deutsche Niederlassung http://www.testcentre.org/ gibt Auskunft darüber, wer im Bereich Videokonferenzen H.320-kompatibel ist und es in Zukunft sein möchte. Schließlich sind noch das Internet Telephony Interoperability Consortium (ITIC) http://www.itic.org und die Internet Engineering Task Force (IETF) http://www.ietf.org zu nennen. (hjs)