Oracle-Geschäftsführer Jürgen Kunz

"x86-Server sind ausgelutscht"

Die Private Cloud hat sich etabliert

Das ‚c‘ in Oracles kürzlich vorgestelltem neuen Datenbank-Release 12c steht für Cloud Computing. Worauf konzentrieren aus Ihrer Sicht die Anwender ihre Aktivitäten - sind das eher Private-Cloud-Initiativen oder reicht es auch schon weiter in die Public-Cloud?

Kunz. Die Private Cloud hat sich mittlerweile etabliert. Da wird vielleicht nicht mehr viel darüber geredet. Denn wenn man sich die großen Unternehmen ansieht, dann ist Private Cloud nichts, was erst seit gestern gemacht wird. Vielleicht wurde es anders genannt, Shared Service Center oder so ähnlich, aber die dazu gehörige Infrastruktur-Plattform ist eine Private-Cloud-Plattform. Das Thema Software as a Service (SaaS) stößt derzeit auf wachsendes Interesse draußen im Markt. Beispielsweise wächst das Thema Human Capital Management (HCM) im Cloud-Umfeld derzeit massiv. Der Grund liegt darin, dass sich ein Private Cloud Service an dieser Stelle wunderbar anbietet. Den Unternehmen genügt eine standardisierte Lösung, es gibt in der Regel wenig Anpassungsbedarf. Damit stellt sich automatisch die Frage, ob man so eine Standardfunktionalität selbst betreiben oder nicht besser aus einer Cloud beziehen sollte. Wo es sicher in nächster Zeit noch spannend werden wird, sind Plattform- und Infrastruktur-Themen.

Wie beurteilen Sie das Thema IaaS - ist das ein valides Geschäftsmodell?

Kunz: Ich denke schon, dass es eine Chance haben kann. Aber momentan gelten an dieser Stelle aus meiner Sicht die gleichen Voraussetzungen wie beim Plattformaspekt. Man muss sich überlegen, ob es eine kritische Masse dafür gibt, und was geeignete Infrastrukturumgebungen sein könnten, die sich für ein entsprechendes Cloud-Offering eignen. Da steckt man, wenn man das mit dem Thema SaaS vergleicht, noch in den Anfängen.

Andere Unternehmen wie Amazon und Microsoft sind an dieser Stelle bereits sehr aktiv. Verpasst Oracle da nicht den Anschluss?

Kunz: Nein, es ist ja nicht so, dass wir diese Angebote nicht haben. Gerade im Silicon Valley ist das bei vielen Startups eine durchaus gefragte Plattform. Der deutsche Markt ist allerdings eine andere Sache.

Warum stellt sich für Sie in Deutschland die Situation anders dar?

Kunz: Das liegt einfach an der Menge der Innovationsthemen. Das Angebot muss natürlich auch angenommen und genutzt werden. Hier bewegt man sich in Deutschland meist noch in einem etwas konservativeren Modell als es vielleicht in den USA der Fall ist. Dort ist eher die Flexibilität das Kernkriterium. In Deutschland wird mehr über Sicherheit diskutiert. Das sind berechtigte Fragen.

Betreibt Oracle Rechenzentren in Deutschland beziehungsweise Europa?

Kunz: In Deutschland nicht, aber wir haben zwei Rechenzentren in Schottland und bauen momentan ein weiteres in Amsterdam auf.