Oracle-Geschäftsführer Jürgen Kunz

"x86-Server sind ausgelutscht"

Big Data ist nicht mit In-Memory gleichzusetzen

Jetzt nehmen allerdings gerade die Big-Data-Projekte in den Unternehmen allmählich Fahrt auf. Das Thema stand ja vor sieben Jahren noch nicht auf der Tagesordnung.

Kunz: Wenn man Big Data mit In-Memory gleichsetzen würde, wäre das ein Riesenfehler. Big Data ist die große Überschrift. Aber man muss sich genau fragen: Was steht eigentlich dahinter? Viele CIOs sehen das Thema ganz pragmatisch: Früher hat sich das Transaktionsvolumen alle 18 Monate verdoppelt, heute passiert das alle sieben Monate - damit muss man klarkommen - Punkt. Andere sehen das Thema eher aus dem Content-Blickwinkel. Hier bieten sich Möglichkeiten, komplett neue Services aufzusetzen, über die man sich im Markt gegenüber dem Wettbewerb differenzieren könnte. Aus deren Sicht ist das Thema Big Data sehr stark Content-getrieben.

Wie sieht das konkret in der IT-Praxis aus?

Kunz: Diese Kunden haben einen Datentopf, der mit strukturierten und unstrukturierten Daten gefüllt ist, und den sie mit der größtmöglichen Flexibilität auswerten wollen. Technisch liegt die Herausforderung darin, dass die meisten mit ihrer bestehenden Infrastruktur- und Applikationsplattform Big Data nicht machen können. Das würde alles sprengen. Also müssen sie einen Weg finden, die Daten so aufzubereiten, dass sich daraus Content ableiten und Services entwickeln lassen. Das kann man dann in einem CRM-System umsetzen beziehungsweise über eine Schnittstelle einfließen lassen. Die Volumina, über die wir hier sprechen, lassen sich allerdings in den heute bestehenden CRM-Systemen nicht handeln. Damit würde man die bestehende Infrastruktur komplett aufblähen. Das ist einfach eine völlig andere Dimension, die hier ins Spiel kommt. Zudem verändern sich diese Services auch permanent - gerade im Consumer-Segment.

Müssen sich die Unternehmen überlegen, wie sie dafür ihre Prozesse neu aufstellen?

Kunz: Das ist gerade die Frage, ob sie das tun. Ich kenne viele Unternehmen, die sagen: Genau das machen wir jetzt nicht. Wir werden nicht unsere komplette Prozesslandschaft umstellen, weil wir eventuell neue Tendenzen von neuen Services sehen. Das würde aus deren Sicht viel zu lange dauern und ist viel zu starr. Das Thema, flexibel auf die Anforderungen zu reagieren, den Content neu zu entwickeln und ihn auch permanent zu verändern, das sind die spannenden Fragen. In einem Backoffice, wie es heute in den meisten Firmen etabliert ist, ist so etwas gar nicht machbar. Dort laufen SCM-Prozesse - die sind fix etabliert mit den Lieferanten. Aber alles, was Consumer-orientiert ist, kann man heute nicht mehr fest verdrahten - bei der Flexibilität, die in diesem Umfeld notwendig ist.