Typische Fehler bei der SAP-Einführung

Woran ERP-Projekte scheitern

Ausweg aus der Projektfalle

Im Lauf des Jahres 2011 wandte sich der Vorstandsvorsitzende des Handelsunternehmens an die Gebhardt Sourcing Solutions AG in Böblingen. Der Sourcing-Advisory-Spezialist sollte die Projektsituation begutachten und Hilfestellung in der verfahrenen Situation geben. In ihrer Rolle als Berater und Mediator brachten die Böblinger zunächst einmal alle Beteiligten wieder an einen Tisch. Dann begann die Prüfung und Definition der "Hot Spots". Es wurde geklärt, welche Prozesse die höchste Geschäftsrelevanz haben und wo betriebswirtschaftlich am meisten Geld verloren ging.

In einem ersten wichtigen Schritt wurde ein Release V1 implementiert, das den Geschäftsbetrieb stabilisierte. Parallel dazu entstand Version 2. Die ganz pragmatische Marschroute lautete: Besser ein 80/20-Ansatz beziehungsweise ein Prozess, der vielleicht nicht ganz optimal läuft, aber eingeführt werden kann. Im vorliegenden Fall hätte man sich bereits nach dem ersten "Go-live-Patzer" auf die ERP-Einführung konzentrieren und die Kopplung der Bestandteile BI und PI an das ERP neu takten sollen.

Gleichzeitig wurde die Qualität der Implementierungspartner geprüft und neue Mitarbeiter für das Projekt angefordert. Ein kompletter Wechsel zu anderen Beratungshäusern kam nicht in Frage. Sie hätten neue Templates mitgebracht, mit der Folge, dass eine erneute Anpassung aller bereits erfassten Geschäftsprozesse unvermeidbar gewesen wäre. Zudem hätte sich ein neuer Implementierungspartner kaum auf die ausgehandelten Vertragsbedingungen eingelassen. Auch ein kompletter Wechsel auf ein anderes System stand nicht zur Debatte: Das Unternehmen hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zu viel Geld in die SAP-Implementierung gesteckt und den "Point of Return" längst überschritten.

Nur mit großer Anstrengung konnte die Situation Schritt für Schritt bereinigt werden. Die Nachwehen sind bis heute im Unternehmen spürbar. Doch inzwischen läuft der Geschäftsbetrieb so stabil, wie es für die Zeit nach Einführung von SAP Mitte 2010 geplant war.