Karriere mit Kind

Wie Chefs Frauen unterstützen können

Kommt das Kind, endet für viele Frauen die Karriere. Eine Firmengründerin und Mutter erzählt, dass beides geht: Kind und Karriere. Chefs müssen den Frauen vertrauen - sonst entgeht ihnen großes Potenzial.

Obwohl viele Unternehmen händeringend nach Fachkräften suchen, scheuen sich etliche Firmen, Frauen in einem gewissen Alter einzustellen. Sie fürchten, dass eine Frau mit Festanstellung nach Ende der Probezeit sofort den Mutterpass vorlegt. Dass eine Karriere als Mutter nicht nur möglich, sondern auch sehr erfolgreich sein kann, beweist die Firmengründerin Miriam Wohlfarth. Sie hat das Unternehmen Ratepay gegründet, das sich auf Payment-Lösungen für Online-Händler spezialisiert hat. Wohlfarth scheut sich nicht davor, Mütter einzustellen. Sie arbeiten anders - wenn man ihnen flexible Arbeitszeitmodelle anbietet.

"Wann kriegst du endlich dein Kind?"

Erfolgreiche Firmengründerin mit Kind: Miriam Wohlfarth von Ratepay.
Erfolgreiche Firmengründerin mit Kind: Miriam Wohlfarth von Ratepay.
Foto: RatePay

Dass sie einmal in der IT-Branche landen würde, hat Wohlfahrt, 43, nicht gedacht. Ihre Karriere begann, als sie für eine holländische Firma in Deutschland für online-Bezahlsysteme für Reiseportale arbeitete. "Das war im Jahr 2000 und da war das eine komplett neue Branche", erzählt Wohlfarth. "Mein Chef ließ mir viel Freiraum, wir haben uns sehr gut verstanden." Wohlfahrt liebte ihren Job und arbeitete viel. "Irgendwann fragte mich mein Chef, wann ich denn nun endlich mal ein Kind kriegen würde", erzählt sie. Wohlfarth war überrascht und erst mal besorgt. "Ich wollte aber nicht aufhören zu arbeiten. Mein Chef hat mich sehr ermutigt und mir ein sehr flexibles Arbeitsmodell ermöglicht", sagt Wohlfarth. Zusammen mit einer Tagesmutter und einer Kita war beides möglich, Kind und Karriere.

Wenn Entscheider Frauen wirklich fördern wollen, müssen sie sich vor allem auf flexiblere Arbeitsmodelle einlassen. Dass Mütter schlechtere Arbeitnehmer sind, stimmt nicht. Zwar kommt mit Kindern einiges Unverhofftes dazwischen, wie etwa Erkältungen, Elternabende und Anrufe aus Kindergarten oder Grundschule. Die Arbeit bleibt deswegen nicht liegen. "Mütter können wichtige Arbeiten ja abends erledigen, wenn das Kind im Bett ist“, sagt Wohlfarth. Zudem hätten Frauen mit Kindern mehr Organisationstalent als Männer. "Mütter sind besser organisiert. Auch ihre Prioritäten setzen sie zum Teil besser", sagt Wohlfarth. Die Mütter sind in der Regel sehr gut durch getaktet. "Klar, Frauen sind nicht besser als Männer - aber sie arbeiten einfach anders."

Frauen sind in der Regel konsensfähiger als Männer und achten mehr auf die Bedürfnisse anderer. Das macht sie nicht unbedingt zu besseren Managern. Erst eine Mischung aus verschiedenen Herangehensweisen bringen Unternehmen etwas. Für die IT können mehr Frauen nur positiv sein, denn gemischte Teams bescheren dem Unternehmen viele Vorteile. Angesichts des geringen Frauenanteils unter Informatik-Studenten bleibt das aber noch eine Herausforderung: Derzeit ist nur jeder fünfte Student der Informatik eine Frau.

Wären Unternehmen familienfreundlicher, könnte dies mehr Frauen dazu anregen, Informatik zu studieren. Allerdings liegt ein Teil des Problems auch bei den Damen selbst: "Ich glaube, viele Frauen haben damit Berührungsängste", sagt Wohlfarth. "Ich bin in einem Technik-lastigen Haushalt aufgewachsen. Vielleicht hatte ich deshalb keine Angst vor Technik." Eine ihrer Mitarbeiterinnen bestätigt, dass sie sich als Frau in der Informatik stärker durchsetzen, mehr kämpfen musste. Dass Frauen seltener in Führungsebenen zu finden sind, muss nicht notwendigerweise mit der Familie zu tun haben. "Frauen haben oft Angst und trauen sich zu wenig. Männer versprechen oft mehr, als sie halten können. Das macht aber mehr Eindruck", meint Wohlfarth.