Von Kibibits und Gibibytes

Geschichte der Missverständnisse

Wenn der Informatiker in Zweierpotenzen rechnet und dann für die Bezeichnung der Resultate Präfixe wie Kilo, Mega oder Giga verwendet, dann folgt er damit zwar einer eingefahrenen Tradition der IT. Genauer besehen treibt er jedoch schlicht Unsinn. Die Bedeutung dieser Bezeichnungen ist seit über 30 Jahren im so genannten Systeme International d'Unites verbindlich festgelegt - und zwar auf Dezimalbasis. Die Verwendung derselben Präfixe für binäre und dezimale Einheiten ist streng genommen unzulässig. Die teils beträchtliche Differenz der resultierenden Werte sorgt zusätzlich für Verwirrung.

SI- und IT-Präfixe im Vergleich

Präfix

Symbol (SI)

Bedeutung (SI)

Bedeutung (IT)

Differenz (Prozent)

Differenz (absolut)

kilo

k

10^3

2^10

2,4

24

mega

M

10^6

2^20

4,9

48.567

giga

G

10^9

2^30

7,4

73.741.824

tera

T

10^12

2^40

10,0

~100 Milliarden

peta

P

10^15

2^50

12,6

~126 Billionen

exa

E

10^18

2^60

15,3

~153 Billiarden

Wenn die Industrie etwa 40-Gigabyte-Festplatten liefert, die statt 42,95 nur 40 Milliarden Byte Kapazität aufweisen, kann sie sich dabei zu Recht auf den SI-Standard berufen. Der Anwender dagegen ärgert sich über die gut 2,7 "fehlenden GByte". Leicht gerät man auch in Gefahr, "Äpfel und Birnen" zu vergleichen - etwa bei Bandbreitenangaben. Ein klassischer PCI-Bus hat eine Bandbreite von 133,3 MByte. So steht es wenigstens überall zu lesen. Doch Vorsicht: Hier werden (dezimale) MHz mit (binären) MByte zusammen verarbeitet. Rechnen wir doch einmal kurz nach: 33,3 MHz mal 32 Bit macht 133.333.333 Byte/s. Das sind zwar 133,3 dezimale MByte/s, aber nur 127,2 binäre MByte/s.

Noch schlimmer: Selbst innerhalb der IT misst man des Öfteren mit zweierlei Maß. So gibt der Netzwerker die Leitungsgeschwindigkeit in binären Mbit/s an, sein Kollege aus der Telekommunikationssparte dagegen in dezimalen kbit/s. Ein 56,6-kbit/s-Modem übertragt also nicht 56,6 * 1024 = 57.958 Bit pro Sekunde, sondern eben nur 56.600. Völlig wüst wird es schließlich bei der so genannten 1,44-MByte-Diskette. Sie hat tatsächlich eine Kapazität von 1440 binären KByte, also je nach Rechenmodell von entweder 1,41 oder 1,47 MByte.