Viel Licht, etwas Schatten

Manchmal zu flink

Der "Interframe Gap" (IFG) ist der Abstand, der zwischen zwei Datenpaketen liegt. Damit dem Switch genügend Zeit für die internen Verarbeitungsvorgänge bleibt, sieht die Norm einen minimalen zeitlichen Abstand von 0,96 Mikrosekunden vor (bei Fast-Ethernet). Positiv zu werten ist es, wenn ein Switch auch nicht durch kürzere Abstände beim Empfang in Bedrängnis zu bringen ist. Unterschreitet er dagegen beim Senden den minimalen IFG, sprudelt er also gewissermaßen seine Daten zu schnell hervor, so ist das negativ zu werten, weil dann die Gefahr besteht, daß die anderen Switches in dem Netz nicht mithalten können. Hier zeigt sich, daß der IBM 8275-416 zwar flink genug ist, um ein Unterschreiten des IFG beim Empfang zu verarbeiten.

Allerdings leitet er diese Frames zumindest teilweise auch wieder mit zu kurzem Abstand weiter:Wir ermittelten einen minimalen Interframe Gap von nur 0,92 Mikrosekunden. Ein standardkonformer Switch, der das minimal vorgeschriebene Gap erwartet, kann daher durch den IBM-Switch gesendete Pakete nicht in jedem Fall entgegennehmen, das Ergebnis sind in einem solchen Fall Paketverluste.

Beim "Head-of-Line-Blocking"-Test geht es darum, ob eine Überlastsituation bei einem Port auch Störungen auf anderen, unbelasteten Ports nach sich zieht. Bei unseren Messungen sendete Port 1 mit jeweils 50 Prozent der Maximalrate nach Port 3 und Port 4. Port 2 sendete mit 100 Prozent der Leistung nach Port 4, so daß an diesem Port eine Überlastung entstand. Hier nun geriet auch der IBM 8275-416 an seine Grenzen. Am Port 3, der nur mit 50 Prozent der Kapazität belastet war, traten Datenverluste auf, und zwar gleich ganz erhebliche. Die Verlustrate hängt von der Paketgröße ab und erreicht bei 256 Byte ihr Maximum: über 42 Prozent Verluste dürften die Toleranzgrenze der meisten User überschreiten (Bild 3). Verblüffend finden wir allerdings, daß mit der nächstgrößeren Paketgröße die Verlustkurve ihr Minimum von nur 2,29 Prozent erreicht, um für alle folgenden Messungen bei sehr moderaten Werten zu verharren.

Natürlich kann man darüber diskutieren, ob dieser Test realistische Werte für die Praxis liefert. IBM dazu: "Es wäre realitätsbezogener, bei diesem Test Datenströme mit ständig wechselnden Paketgrößen zu verwenden. Der Switch ist für die Verarbeitung maximaler Paketbursts optimiert". Wir meinen indessen, daß in der Praxis eine Häufung der Paketgröße bei Werten von 128 und 256 Byte keinesfalls ungewöhnlich ist. Daher dürfte unsere Messung schon einen Minuspunkt dieses Geräts offenlegen.

Schließlich ermittelten wir noch die Anzahl von Adressen, die der Switch gleichzeitig ohne Streuung über einen anderen Port lernen kann. Wenn dieser Wert zu klein ist, etwa weil die Speicherkapazität des Geräts nicht ausreicht, muß der Switch die Daten häufig durch Broadcasten ans Ziel bringen, was die Performance beeinträchtigt. Die Ergebnisse: Pro Port kann sich der IBM-Switch bis zu 9486 Adressen merken, die maximale Geschwindigkeit hierbei entwickelt er bei 44 705 Frames pro Sekunde. Im Vergleich mit anderen Switches erweist sich der 8275-415 als Elefant: Er lernt zwar recht langsam, kann sich aber an eine sehr hohe Zahl von Adressen erinnern.

Zum Schluß sahen wir noch nach, was es mit der von IBM propagierten Broadcast-Begrenzung auf sich hat. Das Gerät soll "Broadcast-Stürme" wirksam begrenzen, indem es die Ports ständig überwacht. Überschreitet der Broadcast-Verkehr die Grenze von 20 Prozent der Port-Kapazität, so blockierter nach zirka zehn Sekunden die Weiterleitung von Broadcast-Daten. Fällt der Wert darauf um mehr als 20 Prozent, so läßt der Switch nach weiteren zehn Sekunden den Broadacst wieder zu.