UML: Stärken und Schwächen der grafischen Modellierung

Der Weg zur grafischen Programmiersprache

Es wäre jedoch zu einfach, den mangelnden Reifegrad der grafischen Modellierung allein unzulänglichen Tools anzulasten. Um die Effizienz zu steigern, muss sich UML als grafische Programmiersprache qualifizieren. Damit ist Folgendes gemeint: Heute geschieht in ähnlicher Weise, was sich vor rund 20 Jahren mit der Abkehr von der maschinennahen Programmiersprache Assembler zu C und später zu objektorientierten Sprachen vollzogen hat. Wir befinden uns mitten im Umbruch von der textlichen zur grafischen Programmierung. Bei diesem Wechsel kommt allerdings ein wichtiger Aspekt hinzu.

Die neue "Programmiersprache" UML hat keinen ausreichenden Sprachschatz, um insbesondere Implementierungsdetails adäquat ausdrücken zu können. Auch die Erweiterungen von UML 2.0 bringen keine zufrieden stellende Lösung. Solange es aber keine Sprache gibt, in der eine vollständige Ausdrucksmöglichkeit von Softwarelösungen besteht, muss man in mindestens zwei Sprachen sprechen.

Dieser Systembruch führt zu größerer Komplexität bei der Projektorganisation. Mängel in dieser Organisation können die Vorteile der grafischen Modellierung überwiegen oder zunichte machen. Eine vollständige und ausdrucksstarke grafische Beschreibungssprache würde uns von dem Sprachbruch befreien und damit einen großen Schritt in Richtung Beherrschbarkeit von Komplexität in der Softwareentwicklung voranbringen.