Tools für vernetzte PCs

Norton Administrator jetzt

bei Hewlett-Packard

Wie Intel hatte Novell 1997 zunächst Schwierigkeiten mit verzögerten Produkten, holte aber gegen Jahresende auf und erreichte mit 15 Prozent Marktanteil Platz drei. Mit dem "Novell Application Launcher", der Softwaremanagement mit den NDS (Novell Directory Services) verbindet, schlug der Hersteller eine andere Richtung ein als früher. Inzwischen wurde das Produkt umbenannt in "Zero Effort Networks" (Zenworks) und kam Ende Mai in Deutschland auf den Markt. Zenworks erlaubt es, über die NDS Aufgaben wie Softwareverteilung, Desktop-Management und Pflege zentral zu erledigen.

Der "Norton Administrator" von Symantec wurde 1997 an Hewlett-Packard verkauft, die sich schwertaten, eine neue Richtung für das Produkt festzulegen. Aus diesem Grund sank der Marktanteil von 14,4 auf 9,5 Prozent. Mittelfristig rechnet IDC damit, daß HP in den Bereichen WBEM und CIM (Common Information Model) wesentlich enger mit Microsoft zusammenarbeiten wird und die ehemaligen Norton-Produkte (jetzt Openview Desktop Administrator genannt) als Front-end für SMS positioniert.

Auch Network Associates verlor im untersuchten Zeitraum Marktanteile; sie gingen von 14,3 auf neun Prozent runter. Das aus Network General und McAfee entstandene Unternehmen befindet sich mitten in einer Neuorientierung der Desktop-Administrations-Produkte. McAfee begann im vergangenen Jahr, seine Suiten in die Helpdesk- und Antiviren/Sicherheits-Lösungen zu integrieren, anstatt sie einzeln zu verkaufen.

Zu erwähnen ist ferner Seagate Software, die 1997 ihren Marktanteil auf 3,4 Prozent steigerte. Die zur CeBIT vorgestellte Version 3.0 der Desktop Management Suite enthält Module für Softwareverteilung, Inventarisierung, Backup und Disaster-Recovery, Remote Control und eine Software-Metering-Applikation.

Außerdem können Bestandsinformationen von Remote-Desktops per Web-Browser gesammelt werden. Das Unternehmen ist auch ein wichtiger Lieferant von Speichermanagement- (Backup-Exec) und Reporting-Tools für andere Anbieter.

Neben den bekannten Herstellern sind seit einiger Zeit weitere Anbieter aktiv mit Produkten, die spezifische Desktop-Bereiche adressieren oder Enterprise-Management-Lösungen ergänzen. Hierzu gehören:

Xcellenet: Management mobiler Desktops ("Remoteware" für NT, OS/2, HP UX, SCO Unix) On Technology: Desktop-Softwareverteilung für große Umgebungen ("On Command CCM" für Client-Verwaltung) Platinum: PC-Konfiguration und Staging ("Provision" für System- und Datenbank-Management)

Das Interessante bei On Technology ist, daß dieses Bostoner Unternehmen Anfang 1997 das Starnberger Softwarehaus csd übernahm und mittlerweile deren Software für elektronische Softwaredistribution und Client-Management zum strategischen Produkt erklärt und dafür die Geschäftsbereiche Netzwerkmanagement und Sicherheit verkauft hat. Die Weiterentwicklung von On Command CCM erfolgt weiterhin in Deutschland. Einer der größten Anwender ist die Deutsche Telekom, bei der 60 000 PCs mit CCM administriert werden. Aber auch mittelständische Unternehmen nutzen die Software wie etwa AOA Apparatebau in Gauting, die damit 70 Applikationen verwalten.

Über die nächsten fünf Jahre prognostiziert IDC für den Desktop-Management-Markt zunächst noch ein starkes Wachstum (17,5 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar in 1999), das sich ab dem Jahr 2000 langsam abschwächen soll. Der Autor Richard Villars begründet dies damit, daß grundlegende Administrationsfunktionen standardmäßig in PC-Hardware und -Software eingebaut werden. Innerhalb der nächsten zwei Jahre wandern viele Funktionen, die heute noch Bestandteil von Suiten sind, in Betriebssysteme, Netzwerkbetriebssysteme und Netzwerkcomputer. Zu den wichtigsten gehören Directory-Services und Software-Registrierung sowie die Standards DMI (Desktop Management Interface) und WBEM.

Es gibt hierzulande eine Reihe von Beratungsunternehmen, die sich auf das Gebiet des Desktop- und Systemmanagements spezialisiert haben. Dazu gehören Bernecker & Partner in München, Compunet in München, Comconsult in Aachen, Dr. Materna in Dortmund und Santix in Unterschleißheim.

Nach Ansicht von Dr. Jürgen Suppan, Geschäftsführer der Comconsult Akademie, kann der Einsatz von Desktop-Management bis zu 50 Prozent der Betriebsaufwände einsparen. "Wer größere PC-Netze ohne derartige Tools betreibt, verschenkt Geld", so der Berater. Die Einführung eines PC-Management-Systems bedürfe allerdings einer sorgfältigen Vorbereitung. Sie müsse in Kombination mit dem Aufbau Server-zentrierter Netze durchgeführt werden, um optimale Betriebskosten zu erreichen. Die vollständige Betriebsfähigkeit für vernetzte PCs setzt Management-Fähigkeiten für folgende Komponenten voraus: PC-Hardware, PC-Software, Netzwerk, Server-Hardware, Server-Betriebssoftware, Peripherie und Anwendungen.

Am Markt gibt es eine Vielzahl einfacher Tools für PC-Hardware- und Software-Erfassung, die meist eine Inventory-Datenbank voraussetzen (Preislage: zirka zehn Mark pro zu erfassendem PC). Außerdem existieren Tools mit mittlerem und großem Funktionsumfang, aber unterschiedlichen Schwerpunkten (Preise zwischen 60 und 100 Mark je gemanagtem PC je nach Anzahl). Zu diesen gehören:

CA Unicenter mit Intel Landesk Manager Hewlett-Packard Network Node Manager und IT Operations mit Integration Novell-Manager oder Microsoft SMS IBM Tivoli TME 10 mit Netfinity oder Landesk Manager IBM Tivoli IT Director (für NT-Umgebungen bis 1000 Clients) Intel Landesk Manager 6 (für Windows NT und Netware) Microsoft SMS Norton Administrator for Networks (jetzt HP Openview Desktop Administrator) Novell Managewise und Zenworks (NDS und Application Launcher) -Dabei haben sich verschiedene Herstellerallianzen gebildet. Auf der CA World Anfang Mai in New Orleans (siehe auch Artikel Seite 22) gaben CA und Microsoft bekannt, daß Unicenter TNG in Windows NT 5.0 integriert wird, um Systemmanagement in Netzen mit bis zu 250 PCs zu ermöglichen. Tivoli zog nach mit der Meldung, daß künftig alle IBM-PCs für Windows NT 4.0 und 5.0 (ab der zweiten Beta-Version) mit einem Systemmanagement-Agenten ausgeliefert werden. Dieser stattet Server und PC mit Corba-Intelligenz aus und ermöglicht Softwareverteilung, Inventory, Benutzerverwaltung und verteiltes Monitoring. Damit soll ein Server über 1000 Clients verwalten können. Auch Intel und Tivoli kooperieren: Alle PCs, die auf der Wired-for-Management-Spezifikation beruhen, erhalten ebenfalls den Tivoli-Agenten. Während es für große Umgebungen nicht an Produkten mangelt, hatten DV-Leiter von mittelständischen Unternehmen in puncto Systemmanagement bisher vier Möglichkeiten: verschiedene separate Produkte kaufen (Punktlösungen für Netzwerkmanagement, Softwareverteilung et cetera, zum Beispiel Netinstall für NT-Netze), ein PC-LAN-Werkzeug erwerben (Intel Landesk, Microsoft SMS oder andere), ein Enterprise-Management-Produkt einsetzen (Openview, Tivoli, Unicenter) oder gar nichts tun.

Einzelprodukte lösen kurzfristig Probleme, lassen sich aber nicht miteinander verbinden. Viele LAN-Tools sind für Umgebungen von 20 bis -20 000 Knoten ausgelegt, was zuviel Komplexität und Overhead für kleine und mittlere Unternehmen bedeutet. Umfassende Lösungen wie Tivoli oder Unicenter lohnen sich erst ab Umgebungen mit 500 PCs, rät die Firma Santix. Richtig eingesetzt, lassen sich damit jährlich 30 bis 40 Prozent der Betriebskosten einsparen, so die Erfahrung der Berater.

Mit "IT Director" brachte Tivoli im April ein Systemmanagement-Produkt auf den Markt, das von vorneherein für die Bedürfnisse des Mittelstandes entwickelt wurde (siehe Gateway 6/98, Seite 26). Computer Associates zog nach mit der "Workgroup-Edition" von Unicenter, die für kleine und mittlere Umgebungen mit bis zu 250 Clients gedacht ist. Ob diese Produkte tatsächlich den Anforderungen mittelständischer DV-Leiter entsprechen, wird sich erweisen müssen. Testanwender von IT Director halten sich bisher mit offiziellen Aussagen zurück.

Literatur

[1] Dr. Kauffels, F.-J.: Enterprise-Netzwerk- und Systemmanagement, Gateway 5/98, Seite 84 ff.

[2] Petrik, C.E.: Zukunft des Systemmanagement, Gateway 4/98, Seite 30 ff.

[3] Petrik, C.E.: IT als Wertschöpfer, Gateway 4/98, Seite 108 ff.

[4] Petrik, C.E.: Netzwerk- und Systemmanagement-Forum, Gateway 1/98, Seite 60 ff.

[5] Niemann, F.: Grundlagen des Web-basierten Netzmanagements, Gateway 8/98, Seite 56 ff.