Starke Mittelklasse

Tavve ENMS

Die Netzwerkspezialisten von Tavve, die ursprünglich als Berater bei Hewlett-Packard und IBM Tivoli arbeiteten, haben Ergänzungen zu den Produkten "Network Node Manager" von HP und "Netview" von Tivoli entwickelt. "ENMS" ist eine Sammlung von Softwaremodulen für das Fehlermanagement, die Root-Cause-Analyse, die Event-Korrelation und das verteilte Netzmanagement. Die Komponenten heißen "Event Watch", "Preview", "Eprobe" und "Quick View". Der Hersteller stellte uns Eprobe nicht zur Verfügung, mit der Begründung, das Modul sei eine Remote-Version von ENMS.

Das zentrale Modul Event Watch analysiert Daten von NNM oder Netview, um Ereignisse untereinander zu korrelieren und die Ursache von Connectivity-Problemen der Netzebenen zwei und drei zu erforschen. Das Ergebnis der Analyse meldet das Programm per E-Mail oder in einem Pop-up-Fenster an den Netzadministrator. Es legt auch Troubletickets an und schreibt die Untersuchungsergebnisse in ein Logfile.

Unsere Tests zeigten, dass die Root-Cause-Analyse von Event Watch die HP-Software NNM beim Anzeigen von Ausfällen und unterbrochenen Verbindungen sehr gut ergänzt. Insbesondere benachrichtigte uns das Modul mithilfe der Funktion "Switch Port Monitoring" über Connectivity-Störungen. Nachdem wir verschiedene Switch-Fehler herbeiführten, identifizierte das Tool den schuldigen Switch in einer oder zwei Minuten, wenn es auch den gestörten Port nicht ausmachen konnte. Mit der zum Patent angemeldeten Korrelations-Engine von Tavve filterte Event Watch mehrfache Meldungen he-raus und zeigte genau, wo im Netz ein Problem entstanden war. Event Watch reduzierte die Analysezeiten von NNM, wie sich im direkten Vergleich zeigte. Für Betreiber von geschäftskritischen Servern und Switches ist das Programm deshalb sein Geld wert, wenn es auch mit 125 Dollar pro Knoten zu teuer ist, um es an allen Stellen im Netz einzusetzen.

Das Browser-Interface von Event Watch ist überladen und informiert den Anwender mit ganzen Absätzen über Dinge, die besser mit einem knappen Menüpunkt angedeutet wären. Sobald wir uns jedoch mit der Terminologie vertraut gemacht hatten, gaben uns die Webseiten einen direkten Zugriff auf die Konfiguration des Tools und auf Reports. Dabei eröffnete die Oberfläche keine Realtime-Sicht auf den Status der Netzkomponenten, womit der Administrator erkennen könnte, wie sich ihr Zustand im Lauf der Zeit verändert.

Im Gegensatz dazu liefert Preview Realtime-Daten, allerdings nur auf Abruf. Die browsergestützten Reports des Tools, seine Grafiken und Kommentare zum Zustand des Netzes lassen sich gut nach den Wünschen des Benutzers konfigurieren. So konnten wir die Informationen schnell nach Gruppen von Geräten ordnen und nach ihrem Gerätetyp, dem Hersteller oder der Abteilung in Kategorien einteilen. Wie Event Watch nutzt auch Preview die Daten von NNM oder Netview. Die Reports stellen die "Top-10-Talker" im Netz dar, zeigen Werte wie die Bandbreitenauslastung oder die CPU-Nutzung an und markieren Flaschenhälse, Netzwerkfehler und Trends. Wir klickten uns von Übersichtsseiten bis zu Detailinformationen über die Perfor-mance einzelner Geräte und WAN-Links durch. Die Reports sind eine gute Basis für das SLA-Monitoring, die Produktauswahl und die Kapazitätenplanung im LAN.

"Amerigo" ist ein nützliches Add-on für NNM. Wir verwendeten es, um die Netztopologiekarten des NNM um Informationen über Gerätetypen, Hersteller, und den Einsatzort von Netzwerkkarten zu erweitern. Nachdem wir nach unseren Vorstellungen Karten angelegt hatten, erkannte Amerigo automatisch Änderungen der Netzkonfiguration und aktualisierte die Topologie entsprechend. Dadurch verbesserte das Tool die NNM-Karten wesentlich. Vor allem die Fähigkeit, logische Verbindungen zwischen benutzerdefinierten Teilplänen anzuzeigen, erwies sich als nützlich. Amerigo stellte die Verbindungen auf allen Abstraktionsebenen dar, wodurch der Zusammenhang eines Teilplans auf den ersten Blick ersichtlich war. Das Werkzeug bietet ein intuitives Benutzer-Interface. Bei der getesteten Solaris-Version fehlt allerdings eine Browserschnittstelle. Wenn Event Watch einen Fehler erkennt, erhält Amerigo Angaben über den Ort der Störung und markiert das Problem auf der topologischen Karte.

Die ENMS-Suite läuft unter Unix und Windows. Laut Tavve verfügt jedoch die Windows-Ausgabe über weniger Extras. Im Labor installierte ein Tavve-Systemingenieur das Produkt auf einem Sun-Rechner ohne Schwierigkeiten. Die Dokumentation ist klar und ausführlich.