Sprachregeln für IP-Netze

Standards öffnen Märkte: Diese Erfahrung machen derzeit die Hersteller von Komponenten für die Internet-Telefonie. Gleich mehrere Gremien arbeiten an der paketbasierten Sprachübertragung und sogar die Europäische Union hat zu diesem Thema entspre-chende Richtlinien erlassen.

Von: Wolfgang Schulte

Datennetze wie das paketorientierte Internet sind ursprünglich für den Transport zeitlich unkritischer Nachrichten entwickelt worden. Mit der Internet- Telefonie sollen in diesen Netzen Sprach- oder Videodaten in Echtzeit fließen. In der ersten Generation bauten Rechner mit Telefonanschluß eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung auf. Im nächsten Schritt wurde die IP-Adresse auf die Telefonnummer abgebildet und von Internet-Providern zu jedem Telefonanschluß vermittelt. Die dritte Generation benutzt Telefon-Gateways im Internet.

Alle Bemühungen der Standardisierung zielen darauf ab, die Anwendung bestehender internationaler Standards wie die ITU-T-Empfehlung H.323 "Visual Telephone Systems and Equipment for Local Area Networks which provide a Non-Guaranteed Quality of Service" durchzusetzen, welche auf dem Real Time Protocol (RTP) der IETF basiert, nachzulesen in RFC1889.

Drei wichtige internationale Organisationen bemühen sich um die Standardisierung der Internet-Telefonie:

Das European Telecommunications Standards Institute (ETSI) (http://www. etsi.fr) mit dem Projekt "Telecommunications and Internet Protocol Harmonization Over Networks" (TIPHON), das International Multimedia Teleconferencing Consortium (IMTC) (http://www.imtc.org) mit der Arbeitsgruppe "Voice over Internet Protocol" (VoIP) und die Internet Engineering Task Force (IETF) (http://www.ietf.org) mit der Arbeitsgruppe IP Telephony (IPTEL) im Bereich der Transportnetze.

Das TIPHON-Projekt zielt darauf ab, Sprachkommunikation und Dienste im Frequenzbereich der Sprachkommunikation, zum Beispiel Fax, in IP-Netze zu etablieren. Darunter fallen auch Verbindungen von und zu Benutzern in Wählnetzen wie PSTN, ISDN und GSM. Mehr als 40 ETSI-Mitglieder beteiligen sich an diesem Projekt und wollen bereits Ende 98 die letzte Phase einläuten, die eine Kommunikation zwischen IP-Netzbenutzern über die Wählnetze PSTN, ISDN und GSM spezifizieren soll. Die TIPHON-Gruppe arbeitet auch mit anderen technischen Komitees in ETSI Network Aspects (NA) und SGS (Signalling, Switching, Protocols) zusammen. Die externe Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Internet-Telefonie mit anderen Organisationen der Standardisierung erfolgt mit ITU-T, IETF und Konsortien wie IMTC.

Die Arbeitsgruppe stellte bereits ihre ersten Zwischenergebnisse vor:

Einen technischen Report, der eine Übersicht über die verschiedenen Szenarien zur Internet-Telefonie enthält und das Arbeitsprogramm von TIPHON beschreibt (Technical Report V1.0.0 10/97 "A Standardisations Programme for VoIP Interoperability"). Einen Bericht, der die verschiedenen technischen Probleme zusammenfaßt und auf die Zusammenarbeit (Interoperability) mit den bestehenden Wählnetzen eingeht (Description of Technical Issues V1.1.0 2/98). Eine technische Spezifikation der Architektur und Schnittstellen, die die Referenzkonfiguration detailliert beschreibt (Network Architecture and Reference Configuration V1.3.2 6/98).

TIPHON definiert vier Szenarien für die Internet-Telefonie, die von der Einleitung eines Rufes vom oder zum IP-Netz ausgehen. Die Interworking Function (IWF) kann Teil der IP Netze sein oder auch extra stehen. Sie besteht aus dem Gateway und dem Gatekeeper. Das IP-Netz kann das öffentliche Internet oder ein Intranet sein. Auch die Anschlüsse privater Netze wie Nebenstellenanlagen lassen sich mit einbeziehen. Mit Gateway werden hier die Endpunke eines IP-Netzes bezeichnet, die eine Echtzeit-Kommunikation in beiden Richtungen von Stationen aus dem IP-Netz zu Geräten in den Wählnetzen sicherstellt.