Die Zukunft des Rechenzentrums

Software Defined Data Center – Hype oder Realität?

Eine gegenläufige Entwicklung diagnostiziert Fichera für die nachfolgenden Jahrzehnte. Der Komplexitätsgrad in den Rechenzentren hätte angetrieben durch billige x86-basierte Hardware, Ethernet und Internet und die explosionsartige Vermehrung verteilter Systeme enorm zugenommen und die frühen Produktivitätsverbesserungen durch erste Abstraktions-Layer wieder aufgezehrt. Das Resultat: Die Rechenzentren verharren auf einer Komplexitäts- und Investitionsstufe, die nur gelegentlich aufgebrochen wird.

Converged Infrastructure und neue Konkurrenz im Rechenzentrum

Ab etwa 2001 hat sich – so der Forrester-Analyst – das Blatt wieder gewendet. Es gab erste Ansätze von "Converged Infrastructure", Gesamtlösungen aus virtuellen Servern, virtuellen Netzwerken und virtuellen Pools für Speicherressourcen. HP führte das "Utility Data Center" (UDC) ein, später folgten VMware, Cisco und EMC mit der VCE-Coalition und den Vblocks. IBM (mit PureSystems) und Oracle (mit Exadata und Exalogic) sind inzwischen ebenfalls mit ihren "Converged"-Varianten am Markt vertreten.

Unterschiedliche Herstelleransätze beherrschen das Feld von Converged Infrastructure und Software-Defined Datacentre.
Unterschiedliche Herstelleransätze beherrschen das Feld von Converged Infrastructure und Software-Defined Datacentre.
Foto: Forrester

Bezogen auf die Speicherinfrastruktur finden sich erste Abstraktionsformen im Sinne von Fichera bereits in der Aufteilung von Storage-Arrays in RAIDs (Redundant Array of Independent Disks): Je nach RAID-Definition werden die Dateien oder Dateiblöcke in einem Array quer über sämtliche Festplatten verteilt, um bei einem Ausfall einer oder mehrerer Platten sofort eine Sicherungsversion zur Hand zu haben. In einem SAN (Storage Area Network) oder NAS (Network Attached Storage) macht man sich durch LUNs (Logical Unit Number) von der physikalischen Basis unabhängig: Alle Platten eines Arrays erscheinen als ein gemeinsamer Pool, der dann für unterschiedliche Applikationen und Dateien in logische Einheiten aufgeteilt wird. Dies funktioniert auch über mehrere zusammengekoppelte Arrays hinweg, wobei diese – zumindest theoretisch – sogar von verschiedenen Herstellern stammen können. In vielen Rechenzentren hat man aber auf solche komplexen Lösungen verzichtet und unterhält verschiedene Speichersilos parallel nebeneinander.

Wann es wirklich zu den ersten real existierenden "Software-Defined"-Rechenzentren kommt, ist aus heutiger Sicht schwer zu beurteilen. Für Unternehmen wird es jedenfalls neue interessante Virtualisierungs- und Automatisierungsangebote geben. Wie man das Kind dann am Ende nennt dürfte den meisten IT-Verantwortlichen herzlich egal sein. (wh)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der TecChannel-Schwesterpublikation CIO.de.