Service Pack 2 für Exchange 2003

Öffentliche Ordner

Viele Exchange-Organisationen machen nach wie vor regen Gebrauch von den öffentlichen Ordnern. Leider ist das Management gerade von umfangreichen Datensammlungen innerhalb dieser Ordner für den Administrator nicht immer leicht. Mit dem SP2 verschwindet die Option, mit der man im Exchange System Manager die Einstellungen für einen öffentlichen Ordner über einen Rechtsklick auf alle Unterordner propagieren kann. Bei Verwendung dieser Option erhalten Sie 11 verschiedene Auswahlboxen, über die Sie einstellen können, welche Art von Konfigurationsinformationen propagiert werden sollen. Dazu gehören Dinge wie Berechtigungen, Replikate, Zeitplan für die Replikation, Ablaufzeiten und andere Einstellungen.

Diese für den erfahrenen und vorsichtigen Administrator manchmal nützliche Funktion hat aber in den meisten Fällen zu Problemen geführt. Vielen Administratoren ist es nicht klar, dass bei Verwendung dieser Option die Einstellungen des übergeordneten Ordners ohne Gnade auf alle Unterordner geschrieben werden. Fügt man zum Beispiel einen Benutzer mit Leserechten neu zu dem übergeordneten Ordner hinzu, so erwarten viele Admins, dass bei einer Propagierung genau diese Änderung auf die untergeordneten Ordner angewandt wird. Allerdings fügt Exchange nicht einfach diesen einen neuen Eintrag in jede Zugangskontrollliste aller relevanten Unterordner ein, sondern der Server überschreibt die vorhandene Liste mit der des übergeordneten Ordners. Hat also ein Benutzer X Rechte auf einen Unterordner, aber nicht auf den übergeordneten Ordner, so würde ein Propagieren der Rechte dafür sorgen, dass Benutzer X auch auf den Unterordner nicht mehr zugreifen kann.

Als Ersatz gibt es einen neuen Assistenten, mit dem man ausgewählte Eigenschaften auf Unterordner kopieren kann. Neu ist, dass man mit dem Assistenten auch gezielt eine Änderung an den Zugriffsrechten vererben kann, ohne die ansonsten vorhandene Rechtestruktur zu verlieren.

Auch beim Management von Replikaten ist der neue Assistent eine Hilfe. Bisher war es nicht ganz einleuchtend, wie man alle Replikate von einem Server auf einen anderen verschieben kann. Denn häufig weiß man als Administrator nach einiger Zeit nicht mehr so genau, welcher Ordner denn nun wirklich auf welchem Exchange-Server als Replikat liegt. Der Assistent bietet nun die Möglichkeit, in wenigen Schritten alle Replikate von Server A auf Server B zu verschieben. Das ist vor allem bei Migrationen praktisch oder in anderen Situationen, in denen man sicherstellen muss, dass alle Replikate von einem bestimmten Server verschwunden sind.

SP2 sorgt auch dafür, dass Daten nicht aus Versehen gelöscht werden. Wenn ein öffentlicher Informationsspeicher noch Ordner enthält, deren Inhalte noch nicht auf einen anderen Server repliziert wurden, so kann der Administrator diesen Informationsspeicher nicht löschen. Erst wenn alle Daten auf einen anderen Server repliziert wurden und so sichergestellt ist, dass alle Nachrichten an einer anderen Stelle existieren, lässt sich der Informationsspeicher löschen. Um die Arbeit weiter zu erleichtern, gibt es für den öffentlichen Informationsspeicher ein neues Kontextmenü, mit dem man genau von dieser Stelle aus alle Replikate in einen anderen öffentlichen Informationsspeicher verschieben kann.

Nicht Bestandteil von Service Pack 2, aber im Zusammenhang mit öffentlichen Ordnern trotzdem sehr erwähnenswert ist das Tool PFDAVAdmin. Dieses Tool wurde überarbeitet und offiziell veröffentlicht. Dadurch hat es nun den gleichen Status wie andere nützliche Tools für den Exchange Server, die im Rahmen eines Web Release veröffentlicht werden. Zu finden ist die aktuelle Version unter www.microsoft.com/downloads/details.aspx?FamilyID=635be792-d8ad-49e3-ada4-e2422c0ab424&DisplayLang=en. Wir werden die aktuelle Version zusammen mit einigen anderen in den letzten Wochen erschienenen neuen und überarbeiteten Exchange-Helferlein in einer der nächsten Ausgaben im Detail vorstellen.