Schlaffer Klassenprimus

Ausfallerscheinungen schon ab 60 Prozent Last

Nächster Durchgang: Die Ermittlung der Paketverluste in Abhängigkeit von der Belastung. Bei dieser Messung wird im Prinzip der gleiche Aufbau verwendet wie bei der Durchsatzmessung. Allerdings geht es nicht darum, herauszufinden, wo die Grenzlast liegt, sondern darum, wie viele Pakete der Switch bei steigender Last - und auch in Überlastsituationen - noch verarbeiten kann. Die Last wird dabei in 10-Prozent-Schritten erhöht und die Quote der vermißten Pakete ermittelt. Die Messung wird für jede der üblichen Paketgrößen wiederholt.

Das Ergebnis ist kein Ruhmesblatt für Cisco. Bis 50 Prozent Last verlor der Switch keine Pakete, unabhängig von der Paketgröße. Aber schon bei 60 Prozent der Maximallast zeigte sich der Switch überfordert und begann, ab einer Paketgröße von 256 Byte Daten zu verwerfen. Die Verluste steigen mit zunehmender Last an, um sich ab 80 Prozent der Vollast auf hohem Niveau zu stabilisieren. Das Ganze war zwar von der Paketgröße abhängig, aber ab 1024 Byte und einer Last von 60 Prozent ließ der Kleine von Cisco nicht mehr als etwa 72,5 Prozent der Pakete durch. Der 2924 XL verursacht mithin Paketverluste von kaum tolerierbaren 27,5 Prozent. Bei dieser Messung fiel auf, daß die Verlustquote zwar schnell anstieg, aber die Schwelle von 27,5 Prozent auch nicht überschritt.

Die nächste Station im Switch-Folterkeller des EANTC heißt "Broadcast Forwarding". Hier muß der Switch die auf einem beliebigen Port eingehenden Daten auf allen anderen Ports ausgeben. Bei Volllast schafft es der Cisco-Switch, bis zu einer Paketgröße von 128 Byte alle Daten korrekt weiterzugeben. Werden die Datenpakete größer, so macht das Gerät schnell schlapp - der Durchsatz sackt in der Default-Einstellung auf maximal 15 Prozent ab. Das besserte sich auch nicht, als wir den Test mit nur zehn Ports wiederholten.

Nur wenig mehr Kondition zeigte der Switch bei unserem "Many-to-Many"-Durchsatztest. Dabei muß der Switch an mehreren (oder auch an allen) Ports Daten gleichzeitig empfangen und senden. Auch hier kamen die Leistungen des 2924 XL kaum über die Kreisklasse hinaus: Abhängig von der Paketgröße verlor der Cisco-Switch bis zu 27,5 Prozent der Pakete.

Für die Anbindung an den Server oder ein "dickes" Backbone verfügt der 2924 XL über einen Gigabit-Uplink-Einschub. Um zu sehen, was die schnelle Verbindung drauf hat, ließen wir zehn Fast-Ethernet-Ports mit 100 Prozent ihrer Bandbreite Daten an den Gigabit-Port des Uplinks senden. Theoretisch kommt so genau die volle Last für eine Gigabit-Leitung zusammen.

Prompt erwischten wir unseren Kandidaten wieder in einem Formtief. Die beste Leistung schafft das Gigabit-Modul noch bei Paketgrößen von 1024 Byte - da kann es knapp 68 Prozent der Daten weiterreichen, den Rest von immerhin 32 Prozent verwirft es. Noch schlechter sieht es bei größeren Paketen aus, bei 1518 Byte "schweren" Paketen verhebt sich der Switch um ziemlich genau 50 Prozent (Bild 3).

Wir haben den Hersteller gebeten, zu dieser nicht eben olympiareifen Darbietung Stellung zu beziehen. Der kleine Fehler, der das Gerät bei den Ports 1, 9 und 17 jeweils 0,003 Prozent der Pakete verlieren läßt, war bei Cisco bekannt. Das Problem sei architekturbedingt. Eine Auswirkung für die Praxis sei dadurch aber nicht zu befürchten. Dem stimmen wir zu - Verluste in dieser Größenordnung brauchen keinem LAN-Administrator den Schlaf zu rauben.

Die schwache Leistung bei der Broadcast-Weiterleitung erklärt der Hersteller damit, daß der Switch eben nicht für diese Art von Verkehr optimiert sei. Im Gegenteil, ein hoher Broadcast-Anteil im Datenverkehr weise auf Probleme im Netz hin. Daher begrenze der 2924 XL von sich aus das Broadcasting auf einen Schwellenwert, der vom Anwender konfiguriert werden könne. Allerdings schaffte Cisco es nicht, diese Möglichkeit vor dem Abschluß der Messungen zu kommunizieren, obwohl der Test von einem Consultant des Herstellers begleitet worden war.

Auch für den Engpaß im Gigabit-Uplink hat der Hersteller eine Erklärung: Das Gerät sei intern als Fast-Ethernet-Switch konzipiert worden; alle internen Steckplätze seien für diese Technik ausgelegt. Nachdem die Anwender einen wachsenden Bedarf für eine Giga-bit-Anbindung meldeten, hat Cisco für diesen Käuferkreis ein Gigabit-Modul konstruiert, das mit den inhärenten Beschränkungen des Systems auskommen muß. Für Kunden, die Gigabit-Ethernet in "Wire Speed" benötigen, verweist Cisco auf andere Modelle der Catalyst-Produktfamilie.