PCs: Ein Markt für Masochisten

Zweifel am Vista-Effekt

Von der Einkaufskraft der großen Unternehmen ist kein zusätzlicher Schub zu erwarten. Nach einem guten Ersatzgeschäft 2005 sei die Spitze des nächsten Austauschzyklus in Firmen frühestens im Jahr 2008 erreicht, heißt es dazu unisono und wenig euphorisierend von Gartner sowie IDC. Nebenbei bemerkt, werden die Rechner zu allem Überfluss auch noch immer zuverlässiger: Laut Gartner sind die jährlichen Ausfallraten in den vergangenen zwei Jahren um 25 Prozent gesunken. Dabei sind Desktops deutlich robuster als Notebooks, was angesichts der Einsatzszenarien nicht übermäßig verwundert.

Bleibt "Windows Vista" beziehungsweise die Verzögerung des neuen Betriebssystems. Dessen Vorgänger "Windows XP", seit genau fünf Jahren auf dem Markt, hat einen ungewöhnlich langen Lebenszyklus hinter sich. Da mit "Vista" bekanntlich erst 2007 zu rechnen ist, kann von dieser Seite keine rasche Belebung des PC-Marktes erwartet werden. "Ob sich der Vista-Effekt rasch positiv in den Gesamtzahlen bemerkbar macht, wage ich zu bezweifeln", sagt Gartner-Analystin Escherich.

Dass deutsche Unternehmen und Privatanwender auf breiter Front neue Rechner kaufen, weil sie unbedingt Vista booten wollen, darf in der Tat als ausgeschlossen gelten. "Neue CPUs, Betriebssysteme und Anwendungen helfen der Nachfrage nur auf die Sprünge", sagt die Marktbeobachterin, "wenn dem Kunden der zusätzliche Nutzen verständlich gemacht werden kann." Dieses Metier war jedoch noch nie eine Kernkompetenz der PC-Volumenhersteller - deren größter Vermarktungs-Coup der vergangenen Jahre bestand daraus, die traditionell graubeigen Gehäuse durch schwarze Oberflächen zu ergänzen.

Also ruhen die Hoffnungen wieder einmal auf dem vierten Quartal. Der Weihnachtsmann wird es schon richten - beziehungsweise die Angst vor der Mehrwertsteuererhöhung, die in Deutschland für Anfang 2007 ins Haus steht. Doch wenn dadurch das vierte Quartal für die PC-Szene besser als befürchtet verlaufen sollte, verschlechtern sich umgekehrt die geschäftlichen Aussichten für die ersten Monate im kommenden Jahr.