Office aus dem Web: Leihen statt kaufen

Die Newcomer MyWebOS und Desktop

Während die Protagonisten noch mit geschlossenen Benutzergruppen im Alpha-Stadium experimentieren, befinden sich Desktop.com und MyWebOS.com bereits in der Beta-Phase. Beide Firmen bieten kostenlose Desktop und Gratis-Applikationen allgemein zugänglich über das Internet an.

Desktop.com ist allen voraus und bot seine Dienste bereits am 20.9.1999 an. Das Unternehmen will sich über Werbung und Portaldienste finanzieren und richtet sich direkt an Endkunden. Ein herkömmlicher Browser reicht aus, um nach der Anmeldung die Desktop-Funktionen und Applikationen zu nutzen. Viel Programmauswahl findet sich zurzeit jedoch noch nicht. Am ehesten wird der Anwender im Spielebereich fündig, in dem acht Programme vertreten sind. Der Bereich Produktivität gibt ebenfalls nicht allzu viel her. ein Notizblock und ein Taschenrechner machen noch lange kein Office. Auch die Ladezeiten waren bei unserem Besuch trotz Standleitung und schnellem Rechner recht zäh.

Dem Benutzer stehen zehn MByte Speicherplatz auf dem Server zur Verfügung. Darauf kann er nicht nur Dokumente ablegen, sondern auch Verknüpfungen zu Programmen, User-IDs und Passwörter. Zwar behauptet das Unternehmen lapidar, sein System sei sicher. Bedenklich fanden wir allerdings, dass zur Benutzung die Annahme von Cookies erforderlich ist, in denen der Login-Name unverschlüsselt zu finden ist.

Anfang Dezember 1999 startete mit MyWebOS der zweite Newcomer, der online einen kostenlosen Desktop samt Anwendungen zur Verfügung stellt. Das Geschäftsmodell basiert im Unterschied zu Desktop.com nicht auf Einnahmen aus der Werbung. Vielmehr soll das Geld durch den Verkauf von Entwicklungsumgebung und -werkzeugen fließen.

Ob man mit dem jetzigen Angebot jedoch viele Kunden anspricht, ist mehr als fraglich. Von einer kompletten Office-Suite ist MyWebOS meilenweit entfernt. Mit Kalender, Adressverwaltung, Notizzettel und einer abgespeckten Textverarbeitung steht lediglich ein Bruchteil der bekannten Büroapplikationen zur Verfügung. Deren Performance bricht überdies nicht gerade Geschwindigkeitsrekorde. Mit einer Wartezeit von zehn Sekunden und mehr zum Öffnen eines Programms befindet sich MyWebOS auf dem nur mäßigen Niveau von Desktop.com.

Zu dem wichtigen Thema Datenschutz findet sich auf der Webseite des Unternehmens kein einziger Satz. Wer also seine 20 MByte kostenfreien Serverplatz mit Daten füllt, weiß keineswegs, wie sicher diese gelagert sind.