Web of Data

NSA zum Selberbauen

Spion & Spion

Wo Chancen liegen, lauern auch Risiken. Wer sich darüber freut, dass das Netz automatisch über Fehler in den Buchungssystemen von Fluggesellschaften informiert, muss auch damit leben, mit simplen und allgemein zugänglichen Werkzeugen ausspioniert zu werden.

Stellen Sie sich vor, jemand möchte ihr Unternehmen kontinuierlich bezüglich der Personalwechsel im Management und der Mitarbeiterentwicklung an bestimmten Standorten überwachen. Auf den ersten Blick erscheint es, dass sich Informationen dazu im Internet ohne technische Kenntnisse nur sehr schwer kontinuierlich ermitteln lassen. Denn was würden Sie sagen, wenn Ihr Wettbewerber diese Informationen automatisch im Internet sammelt und auf diesem Weg ein genaues Bild über ihre zentralen Schlüsselmitarbeiter, die regionale Personalentwicklung und vielleicht auch die Stimmung in Ihrem Unternehmen erhält? Und weiter, wenn dafür kein zusätzliches Personal erforderlich ist, keine Unterstützung der IT-Abteilung benötigt wird und er die Werkzeuge auch noch kostenfrei erhält?

Utopie? Leider nein. Um ein gutes Bild über die Mitarbeiterentwicklung Ihrer ersten und zweiten Leitungsebene zu erhalten, genügt häufig bereits der regelmäßige Blick in soziale Netze. Geben Sie doch einmal bei einer großen Suchmaschine die folgende Zeile für Ihr Unternehmen ein:

site:<URL eines bekannten beruflichen Online-Netzwerk inklusive .com oder .de> intitle:"<Ihr Unternehmensname>"

Sie erhalten eine Liste aller registrierten Mitarbeiter des gesuchten Unternehmens. Meistens handelt es sich dabei um genau den interessanten Personenkreis. Die Entwicklung auf diesen Positionen ist für Ihre Wettbewerber natürlich besonders spannend.

Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wie sich diese Ergebnisse kontinuierlich automatisiert auswerten lassen. Schließlich möchte niemand möchte per Hand eine Excel-Liste pflegen und regelmäßig mit den neusten Daten abgleichen. Die Lösung für dieses Problem liegt erneut im Netz. Ihr Wettbewerber verwendet dazu zum Beispiel den Dienst Yahoo Pipes. Der erlaubt es, Inhalte aus Feeds, Websites und anderen strukturierten Datenquellen zu lesen und auf vielfältige Weise miteinander zu verbinden. Die Daten können gefiltert, ergänzt, verändert und kombiniert werden. Pipes stellt dafür eine Vielzahl von Funktionen bereit. Auch komplizierte Bearbeitungsschritte werden einfach in einem graphischen Editor zusammengestellt. Umfangreiche Informatik-Kenntnisse sind nicht erforderlich. Als Ergebnis erhält Ihr Konkurrent eine maschinenlesbare Ausgabe der Schlüsselpositionen in Ihrem Unternehmen, deren Veränderungen und auf Wunsch weitere Informationen. Alles jederzeit aktuell.

Gefährliche Jobportale

Als nächstes betrachtet Ihr Konkurrent Ihre regionale Planung. Dazu reicht es häufig, wichtige Jobportale zu untersuchen. Viele dieser Angebote informieren per Email über neu geschaltete Anzeigen. Das ist aufwändig, da die E-Mails nicht direkt automatisiert verarbeitet werden können. Viel besser wäre es, wenn die aktuellen Stellenangebote direkt in einer maschinenlesbaren Form verfügbar wären. Auch dazu findet sich im Netz ein kostenfreies Werkzeug: Yahoo Dapper. Das macht es möglich, Inhalte aus vielen Webseiten zu extrahieren und in maschinenlesbaren Formaten bereitzustellen. Auf diesem Weg wertet ihr Mitbewerber regelmäßig große Jobportale nach den geschalteten Arbeitsangeboten aus. Auch hier werden keine Programmierkenntnisse benötigt. Heißt: Die Lösung baut der Vorstand oder Geschäftsführer abends auf dem Sofa.

Stellen Sie sich das wie ein Spiel mit Steckbausteinen vor. Zur Herstellung und Verarbeitung gibt es zwei Gruppen von Werkzeugen. In der ersten Gruppe finden Sie Dapper. Es ist das Werkzeug, um Bausteine aus den Inhalten des Netzes zu erzeugen. In der zweiten Gruppe finden Sie Pipes. Es sortiert und verteilt die Bausteine nach bestimmten Kriterien.