Web of Data

NSA zum Selberbauen

Web of Data

Mit dem Versuch, auf diese Frage eine technische Antwort zu finden, befassen sich Forscher seit langem. Das World Wide Web Consortium (W3C) - das Gremium zur Standardisierung der Technologien im World Wide Web - versucht den Schatz der im Internet "versteckten" Informationen mit dem Aufbau eines semantischen Netzes zu heben. Die Kernidee ist, Inhalte für Computer "verständlich" aufzubereiten, damit sie selbstständig darauf reagieren können. Zur Umsetzung möchte das W3C dem bestehenden Netz, das sich über das Web of Documents (Web 1.0) zum Web auf Content (Web 2.0) entwickelt hat, eine dritte für Maschinen lesbare Ebene hinzufügen. Ihr Name: Web of Data (Web 3.0).

Web 1.0: Als "Web of Documents" wird die erste Phase der Entwicklung des World Wide Web zwischen 1990 und 2000 bezeichnet. Es beschreibt eine rein statische Ansammlung, hauptsächlich über Hyperlinks verbundener Dokumente. Im Grunde war das Web 1.0 nichts anderes als eine große Bibliothek. Wer über einen Zugang verfügte, konnte Inhalte aufrufen, betrachten und mit etwas Mühe auch kopieren. Viel mehr aber auch nicht. Maschinen konnten mit den Inhalten im Web 1.0 nahezu nichts anfangen.

Web 2.0: In der Phase des "Web of Content", die rund um das Jahr 2000 begann, war die Erzeugung von Inhalten nicht mehr auf wenige Website-Betreiber beschränkt. Jeder konnte sich ohne umfassendes technisches Wissen an deren Erstellung und Bearbeitung beteiligen (z.B. in sozialen Netzwerken). Das Web 2.0 demokratisierte die Erstellung, Bearbeitung und Verwendung von Inhalten. Es ermöglichte Beteiligung.

Web 3.0: Seit dem Jahr 2010 ist das Internet in die nächste Phase der Entwicklung eingetreten: das "Web of Data" respektive das "semantische Netz". Noch kann keiner genau sagen, was es ist oder wie es final aussehen wird. Sicher ist aber, das sich entscheidende Veränderungen ergeben haben, die eine Abgrenzung zum Web 2.0 erforderlich machen. Das Web 3.0 wird zum "mitdenkenden Netz". Es wird uns individuell und automatisch bei der Bewältigung alltäglicher Fragen unterstützen. Es bringt Intelligenz (ins Netz).

Die Agenten kommen

Schon 2001 schrieb WWW-Erfinder und W3C-Direktor Tim Berners-Lee: "Der Nutzen eines semantischen Netzes wird erst freigesetzt, wenn Menschen beginnen, Software-Agenten (Programme) zu bauen, die Inhalte aus diversen Quellen sammeln, verarbeiten und mit anderen Programmen austauschen. Der Effekt solcher Software-Agenten wird exponentiell wachsen, je mehr maschinenlesbare Inhalte und automatische Dienste zu deren Verarbeitung bereitstehen."

Die Vision des W3C für ein Web of Data ist aber nicht auf breiter Basis umsetzbar. Wie zum Beweis ist seit der Vorstellung der Idee durch Berners-Lee wenig passiert. Die Praxis hat gezeigt, dass der Ansatz in großem Maßstab nicht funktioniert. Berners-Lee hat mit seiner Aussage aber grundsätzlich Recht. Nur erfolgt die Umsetzung anders als von ihm erwartet. Wir müssen akzeptieren, dass es keine umfassend geschlossene Struktur geben kann, die alle Inhalte im Netz miteinander in maschinenlesbare Beziehungen setzt.

In der Praxis sehen wir vielmehr individuelle Lösungen, die jeder selber zusammenstellt. Dies sind indes Lösungen, die funktionieren - für den einzelnen Nutzer vollkommen ausreichend und in jedem Fall besser als nichts. Die erforderlichen Werkzeuge entstehen seit ein paar Jahren im Netz. In den letzten 24 Monaten hat sich deren Entwicklung fast unbemerkt beschleunigt. Jeder von uns hat heute Zugriff auf Werkzeuge, die eine Vielfalt individueller Möglichkeiten zur Auswertung und Überwachung des Netzes bieten.