Umsatzeinbußen der IT-Anbieter

NSA-Skandal schadet der US-Industrie

Der positiver NSA-Effekt: Das Risikobewusstsein steigt

Schon heute kehren Kunden den US-Firmen den Rücken. Detlev Gabel, Partner bei der Kanzlei White & Case in Frankfurt/Main, die Geschäftskunden beim Datenschutz berät, berichtete der Washington Post von Migrationsprojekten, in denen Klienten ihren US-Provider durch europäische Anbieter abgelöst haben. Auch US-Anwender sind betroffen, wenn ausländische Niederlassungen Schwierigkeiten mit Datentransfers bekommen. "Was ist, wenn Microsoft Dynamics in Brasilien abgeschaltet wird und wir unsere Daten nicht mehr außer Landes kriegen?", fragte etwa John Milazzo, CIO bei KodakAlaris.

Aus Anwendersicht muss der NSA-Skandal aber nicht unbedingt schlecht sein. Die Spähaktionen der Amerikaner, die ja unzweifelhaft auch der Wirtschaftsspionage dienen, haben das Risikobewusstsein geschärft. Galten IT-Security und Datenschutz in den vergangenen Jahren oft als lästiges und teures Übel, rückt die Abschottung der IT-Infrastruktur vor ungewollten Zugriffen selbst auf oberster Management-Ebene nun ins Zentrum des Interesses. "Die NSA hat dem Problem einen Namen gegeben. Das Risiko, Daten in der Cloud preiszugeben, bestand doch immer schon. Was ist schlecht daran, wenn die Leute für die Gefahren einer Cloud-Nutzung sensibilisiert werden?", fragt Andrew Bartels, Analyst bei Forrester Research.

Die ganze Diskussion könne dazu führen, dass demnächst Alternativen zu Amazon Google und Co. entstehen. "Die Wachstumsraten der Cloud-Anbieter werden leiden", bestätigt Bartels. "Aber gibt es ein gottgegebenes Gesetz, dass US-Firmen den Markt dominieren müssen?"