Umsatzeinbußen der IT-Anbieter

NSA-Skandal schadet der US-Industrie

USA beklagen Protektionismus in Deutschland und Brasilien

Weil erhebliche wirtschaftliche Schäden drohen, könnten die Warnungen der großen Internet-Firmen eher Gehör finden, als die Beschwerden ausländischer Regierungen und Politiker. Schon im vergangenen August, also wenige Wochen nach den ersten Snowden-Veröffentlichungen, bezifferte der in Washington ansässige Think-Tank ITIF (Information Technology and Innovation Foundation) die möglichen Umsatzeinbußen für die US-Anbieter auf 21.5 Milliarden Dollar in den kommenden drei Jahren.

Bis 2009 haben fast ausschließlich US-Firmen in Cloud-Infrastrukturen investiert. Das Gewicht verschiebt sich in den kommenden Jahren erheblich zu Investoren außerhalb der USA. Die Denkfabrik ITIF wertet die Entwicklung als Beleg dafür, dass der Einfluss der US-Firmen im weltweiten Cloud-Geschäft schwinden wird.
Bis 2009 haben fast ausschließlich US-Firmen in Cloud-Infrastrukturen investiert. Das Gewicht verschiebt sich in den kommenden Jahren erheblich zu Investoren außerhalb der USA. Die Denkfabrik ITIF wertet die Entwicklung als Beleg dafür, dass der Einfluss der US-Firmen im weltweiten Cloud-Geschäft schwinden wird.
Foto: ITIF

Beispielhaft für protektionistische Tendenzen nennt das Papier "How Much Will PRISM Cost the U.S. Cloud Computing Industry?"die Bestrebungen deutscher Politiker und IT-Manager, den Einfluss der US-Firmen auf das europäische Cloud-Geschäft zu begrenzen. Dazu verweist die ITIF unter anderem auf Äußerungen vom damaligen Innenminister Hans-Peter Friedrich sowie auf T-Systems-Chef Reinhard Clemens.

Weitere Belege für den Aufbau von regulatorischen Barrieren für US-Anbieter sammelt in den vergangenen Tagen die Washington Post. Auch sie verweist auf die hiesige Politik: "Die neue deutsche Regierungskoalition hat ein Richtlinienprogramm herausgebracht, das dazu auffordert, mehr in Europa entwickelte Technik zu verwenden oder auf Open-Source-Software zu vertrauen, weil sie für potentielle Schnüffler schwerer zu manipulieren ist", schreibt das Wirtschaftsmagazin.

Regierungen diskutieren Striktes Transferverbot für Daten

Große Sorge bereitet den US-Firmen zudem der brasilianische Markt. Das aufstrebende Land ist für den Anbieter ein wichtiger Absatzmarkt, und dort reichen die regulatorischen Aktivitäten noch weiter, als in Europa. Die Politiker des südamerikanischen Staates diskutieren derzeit ein Gesetzt, das allen im Land aktiven Provider zwingend vorschreibt, Inhalte im Land vorzuhalten. "Es gibt ein ernstes Probleme mit Daten, die im Ausland gespeichert werden", zitiert die Online-Publikation die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff. "Wir werden die aktuelle Situation nicht länger dulden."

Die Initiative könnte die Provider dazu zwingen, teure, lokale Data Center zu errichten. Noch ist nicht genau absehbar, wie weit die Vorschriften gehen, doch Googles oberster Justiziar Richard Salgado befürchtet schon das Schlimmste: "Es kann uns vom Geschäft in einem der weltweit wichtigsten Märkte ausschließen. Oder wir müssen dauerhafte Strafzahlungen von mehreren hundert Millionen Dollar akzeptieren", klage Salgado.

Neben Brasilien und Deutschland streben auch Länder wie Kanada und Frankreich vergleichbare Gesetze an. Einige Initiativen schreiben nicht nur vor, Daten vor Ort zu speichern, sondern wollen auch den Transfer von Inhalten ins Ausland verhindern. Die US-Firmen sehen mit solchen weit reichenden Vorschriften die Grundlagen ihres Geschäfts schwinden, weil sich möglicherweise das Transferverbot nicht nur auf personenbezogenen Inhalten, sondern auch auf interne Geschäftsdaten erstreckt.