Online-Weiterbildung

MOOCs - die neue Art des Lernens

Schwierige Suche nach einem Geschäftsmodell

"Momentan steckt bei den MOOCs in Deutschland viel idealistisches Engagement hinter den kostenlosen Angeboten im Netz", meint Lutz Goertz vom MMB-Institut für Medien- und Kompetenzforschung in Essen. Doch neben innovativen Kursen treibt Anbieter die Frage nach tragfähigen Geschäftsmodellen um, denn schließlich reicht Enthusiasmus alleine nicht aus. "In den USA haben Risikogesellschaften viel Geld zur Verfügung gestellt", weiß Robes und ergänzt: "Dort wird das für alle offene Konzept schon angeknabbert." Erste Tutoren, Prüfungen oder Zertifikate sind mittlerweile kostenpflichtig. Aber reicht das? Katharina Freitag nennt Zahlen. Zwischen 15.000 und 20.000 Euro koste die Produktion eines professionellen MOOC, das sich aus vier bis sechs Modulen mit einer Lerndauer von zwei bis vier Stunden zusammensetzt. Allein über Zertifikate, die bei den IMC-Kursen bei etwa 95 Euro liegen, lassen sich solche Angebote nicht seriös refinanzieren. Robes sieht MOOCs auch als Marketing-Instrument, in das Firmen investieren. Als weiteres Spielfeld eignen sich seiner Meinung nach Change-Prozesse, über die Mitarbeiter mittels dieser Kursmodule auf dem Laufenden bleiben.

Doch die hohen Nutzerzahlen täuschen. Mancher meldet sich aus Neugier an, wirft aber im Lauf des Kurses das Handtuch. Christoph Meinel rechnet vor: Wenn sich 10.000 Nutzer für einen Kurs registrieren, beteiligt sich etwa die Hälfte aktiv, etwa ein Drittel von diesen Lernenden schaffen auch die Prüfungen, und am Ende erhalten rund 2500 ein Zertifikat. Doch was ist eine solche Bescheinigung wert, bei der jeder zu Hause vor seinem Rechner sitzt und schummeln kann? Der Potsdamer HPI-Professor weiß um die Kritik: "Wir kennen nur die E-Mail-Adresse des Lernenden und schätzen den Lernerfolg vorsichtig ein. Für mich ist es mehr eine qualitative Aussage: Jemand beschäftigt sich intensiv mit einem Thema." Meinel berichtet, dass die Gesellschaft für Informatik (GI) auf seine Hochschule mit dem Vorschlag zukam, die Kurse um eine Abschlussprüfung unter Aufsicht zu ergänzen. Doch das käme aus logistischen Gründen vermutlich nur für deutsche oder europäische Teilnehmer in Frage.

Jörn Loviscach - einer, der überzeugt

Einer, der hierzulande früh seine Vorlesungen online zur Verfügung stellte und neben seinen Studenten auch die Netzgemeinde für Mathematik begeistert, ist Jörn Loviscach, Professor für Ingenieurmathematik und technische Informatik an der Fachhochschule Bielefeld.

Seine mehr als 2500 Videos auf Youtube (Stichwort "Loviscach") erzielten bisher mehr als acht Millionen Aufrufe. Prädikat: sehenswert, und jeder lernt etwas dabei.

Das schöne MOOC-Motto von der "Demokratisierung der Bildung" verliert mit Bezahlmodellen etwas von seiner Strahlkraft. Zukünftig wird es wohl alles geben: Kostenlose und für alle offene Kurse, kostenpflichtige Zusatzangebote für Ehrgeizige, Marketing-getriebene und von Firmen bezahlte MOOCs. Die Angebote des HPI sollen weiterhin kostenlos bleiben. (hk)