Online-Weiterbildung

MOOCs - die neue Art des Lernens

103.000 Lerner auf openHPI

Mittlerweile läuft dort bereits der neunte Kurs. Alle Angebote sind kostenlos und die Teilnehmerzahlen beeindruckend. Mehr als 103.000 Lernende aus 106 Länder haben sich auf der Plattform "openHPI" registiert, rund 13.000 Zertifikate und 16.000 Teilnehmerbescheinigungen stellte die Hochschule bisher aus. "Die meisten Teilnehmer sind zwischen 30 und 40 Jahre alt, allerdings erwerben die 50- bis 60-Jährigen die meisten Zertifikate", sagt Meinel. Während an der als elitär geltenden Hochschule pro Semester nur rund 80 Studenten ihre Ausbildung beginnen, verfolgen rund 9000 Teilnehmer so einen Online-Kurs.

Hasso Plattner vom HPI erläutert die In-Memory-Technik. Und zwar nicht nur für ein paar Studierende, sondern via Online-Plattform MOOC jedem, der sich dafür interessiert.
Hasso Plattner vom HPI erläutert die In-Memory-Technik. Und zwar nicht nur für ein paar Studierende, sondern via Online-Plattform MOOC jedem, der sich dafür interessiert.
Foto: HPI

Meinel sieht viele Vorteile in dem neuen Bildungsangebot. An der am HPI entwickelten Plattform arbeiten Studenten mit. Auch das Angebot open.sap.com läuft über die Potsdamer Plattform. Wie sich das Lernverhalten mit den neuen Online-Methoden verändert, interessiert die HPI-Forscher besonders. Und über ihre eigene Plattform sammeln sie dafür wertvolle Daten. Außerdem positioniert sich die Hochschule mit ihrem Angebot in der beruflichen IT-Weiterbildung. Auch neue Methoden wie Gamification, also das spielerische Lernen, nennt Meinel als Trend, den das HPI in zukünftige Kurse integrieren möchte. Ebenso tüfteln sie an personalisierten, auf den Lernenden zugeschnittenen Inhalten.

Der Professor im Netz

MOOCs erweitern das Spektrum des Lernens um einen spielerischen Aspekt. Im Gegensatz zu einer klassischen Vorlesung bieten professionelle MOOCs kürzere Videosequenzen, eingestreute Folien, und Quizze lockern den Lernstoff auf und gestalten ihn abwechslungsreicher. Allerdings bleiben Vorlesungen von rhetorisch mäßig begabten Dozenten auch in Zeiten von MOOCs, was sie im wirklichen Universitätsleben sind - nämlich dröge. Doch die virtuell Lernenden sind klar im Vorteil, denn vor dem eigenen Rechner muss es niemandem peinlich sein, sich nebenher einen Kaffee zu holen oder News an Freunde zu posten.

Auch der Weiterbildungsexperte Jochen Robes sieht in der Personalisierung der Lerninhalte eine große Chance für MOOCs, weist aber auch auf die strikten Datenschutzbestimmungen hierzulande hin. Robes informiert mit seinem "Weiterbildungsblog" im Netz regelmäßig über Trends im Trainingsmarkt. Mit den MOOCs sei neuer Schwung in die Digitalisierung der Hochschulen gekommen.

Weiterbildungsexperte Jochen Robes: "In den USA haben Risikogesellschaften viel Geld für MOOC zur Verfügung gestellt, sie sehen darin eine große Chance."
Weiterbildungsexperte Jochen Robes: "In den USA haben Risikogesellschaften viel Geld für MOOC zur Verfügung gestellt, sie sehen darin eine große Chance."
Foto: Robes

Das gilt auch für die betriebliche Weiterbildung: Die IMC AG aus Saarbrücken zählt zu den ersten kommerziellen Anbietern in Deutschland. Seit Ende 2012 beschäftigt sie sich mit dem Thema, Anfang 2013 gab es die ersten Kurse. Als treibende Kraft wirkt auch hier ein Schwergewicht der IT-Branche, nämlich der Unternehmer und Wissenschaftler August-Wilhelm Scheer."Für uns war das Thema anfangs ein völlig offenes Feld", erläutert IMC-Entwicklerin Katharina Freitag, die gemeinsam mit etwa zehn Kollegen im Projektteam MOOC arbeitet. "Wir merken immer mehr, wie stark es sich mit unserer Lernplattform verzahnen lässt." IMC entwickelt sich zu einem Full-Service-Provider, der neben der Plattform auch eine ganze Palette an Inhalten produziert. Mittlerweile arbeitet das Unternehmen mit einem Netzwerk an Partnern zusammen. Dazu zählen Unternehmen wie Microsoft, Forschungseinrichtungen und Hochschulen aus der ganzen Bundesrepublik. Der Fokus des Angebots liegt auf Fach- und IT-Themen. Noch dominiert als Kurssprache Deutsch, bald sollen zusätzliche englischsprachige Kurse hinzukommen.

Das Lernangebot ist keineswegs eine Einbahnstraße. "Mit dem Feedback von den Kursteilnehmern haben wir Design und Funktionalität unserer Plattform verbessert", freut sich Freitag. Inzwischen fragen Firmen individuell zugeschnittene Angebote nach oder wünschen sich MOOCs im eigenen Design: "Manche Unternehmen lassen Bildungsinhalte für ihre firmeninterne Weiterbildung bei uns produzieren, andere sponsern die Kurse und nutzen sie als Marketing-Instrument."