Modellierung mit UML - Teil 2: Konzepte

Komplexität beim Modellieren

Modellieren hilft mit Komplexität umzugehen, weil wir dadurch einfache Modelle stufenweise so verfeinern, dass sie der Realität immer näher kommen. Wie in allen Ingenieursdisziplinen geht auch bei der Softwaretechnik für gewöhnlich das Modell dem endgültigen System voraus. Während der Analyse bauen wir zuerst ein für den Anwender verständliches Modell mit der allgemeinen Funktionalität, die das System erfüllen muss.

Dann verfeinern wir dieses Modell, indem wir mehr Einzelheiten über die Formen, die das System aufzeigen soll, sowie die Gestaltung der Benutzeroberfläche und die Antwort des Systems auf Ausnahmefälle hinzufügen. Der Satz aller Modelle, die während der Entwicklung erstellt werden, heißt Systemmodell. Verwendeten wir keine Modelle, sondern fingen gleich mit der Kodierung des Systems an, müssten wir schon alle Einzelheiten der Benutzeroberfläche spezifizieren, bevor uns der Kunde seine Anforderungen mitteilen könnte (und wir verlören auf diese Weise eine Menge Zeit und Mittel, falls der Kunde Änderungen verlangte).

Leider kann auch ein Modell so komplex werden, dass es kaum mehr zu verstehen ist. Wir können aber weiterhin die Teile-und-herrsche-Näherung verwenden, um auch ein so komplexes Modell in ein einfacheres zu verfeinern. Eine Sicht betrachtet einen Teilbereich eines Modells, um ihn verständlich zu machen (Bild 6). Zum Beispiel bilden alle zur Flugzeugkonstruktion nötigen Blaupausen ein Modell. Auszüge daraus, die erklären, wie die Treibstoffanlage funktioniert, bilden die Treibstoffanlagen-Sicht. Sichten können sich überschneiden: Die Sicht eines Flugzeugs, die die elektrische Schaltanlage beschreibt, umfasst natürlich auch die elektrische Schaltanlage für die Treibstoffanlage. Notationen sind grafische oder textuelle Regeln zur Darstellung von Sichten.