Konvergenz der Netze

Kosten sparen mit VoIP

Unter dem Motto "Konvergenz in der Praxis" stand der dritte Konferenztag. In der Key-Note-Rede stellte IDC-Analyst Pim Bilderbeek (siehe obiges Interview), unter anderem die Ergebnisse einer europaweiten Befragung von 650 WAN-Managern vor. Eines der Ergebnisse war, dass lediglich 27 Prozent Sprach-/Datenintegration im WAN-Backbone erreichen wollen. Im WAN-Zugangsbereich planen dies sogar nur neun Prozent. Der Rest der Befragten ist daran offensichtlich nicht interessiert.

Über Einsparpotenziale durch Sprach-/Datenintegration sprach Egon Bohländer von Gora, Hecken & Partner. Er präsentierte einen VoIP-Business-Case, den Cisco beispielhaft durchgerechnet hat. Dabei ging es um ein fiktives Unternehmen mit 800 Mitarbeitern in San Francisco, das innerhalb der nächsten drei Jahre 200 neue Mitarbeiter einstellen und drei weitere Geschäftsstellen eröffnen möchte. Den Investitionskosten von 156 908 Dollar für Technik, Personal und Wartung standen am Ende Einsparungen von 383 613 Dollar gegenüber, vorausgesetzt, das Unternehmen realisiert VoIP, anstatt den Sprach- und Datenverkehr wie früher über Telefonanlagen und Mietleitungen abzuwickeln. Bohländer kam zu dem Schluss, dass die Skalierbarkeit heute noch ein Engpass ist und große TK-Anlagen mit mehr als 300 Teilnehmern noch nicht durch VoIP-Systeme abgelöst werden können. "Aber für kleinere bis mittlere Firmen oder Filialen großer Unternehmen ist IP-Telefonie im LAN heute schon eine Option", sagte er.

Dass Voice-over-IP ohne Priorisierung der Sprachpakete keine zuverlässige Kommunikation ermöglicht, machte auch Herbert Almus vom EANTC (European Advanced Networking Test Center) der TU Berlin deutlich. Das EANTC hat diverse Tests mit VoIP durchgeführt, um die Qualität zu bestimmen. VoIP über das Internet ist in der Geschäftswelt nicht akzeptabel, so Almus. "Paketverluste von zwei bis drei Prozent sind nach unseren Versuchen tragbar. Verluste von fünf bis zehn Prozent führen zu einer inakzeptablen Qualität", sagte er. Eine geeignete Infrastruktur vorausgesetzt, sei ein paketvermittelter Sprachverkehr im Intranet aber möglich. Heute lasse sich dies mit Layer-3-Switches und Priorisierung sowie RSVP realisieren. Kritisch sei jedoch die Interoperabilität der Produkte verschiedener Hersteller, da diese unterschiedliche Kompressionsverfahren verwendeten. Sprache über ATM hat das EANTC bereits auf der CeBIT 1999 vorgeführt, was einwandfrei auch unter Überlast funktioniert hat. Dies bestätigte auch einer der Teilnehmer, der für diverse Immobilienfirmen Sprache über ATM implementiert hat.

Konkrete Anwendungsbeispiele mit Voice-over-IP präsentierte schließlich der Unternehmensberater Gerhard Kafka in seinem Vortrag. So nutzte etwa die Comet AG in Hannover den Umzug in neue Firmenräume, um IP-Telefonie zu starten. Hierbei setzt das Unternehmen auf Gateway, Router ("2600") und den "Callmanager" von Cisco, wobei Telefonnummern durch IP-Adressen ersetzt werden. Derzeit sind 35 Nebenstellen in dieser Weise ausgestattet, bis Jahresende sollen es 100 sein.

Die Telefonkosten zwischen Ebikon und Berlin zu senken war das Ziel, als die Schweizer Aufzugfirma Schindler VoIP im Intranet einführte. Dabei wurde ein Newbridge-Multiplexer durch Cisco-Router 2600 abgelöst. Insgesamt schätzt Markus Pfyffer, Chef der Netzwerk-Services im Unternehmen, das Einsparpotenzial auf zwölf Millionen Mark pro Jahr. Als problematisch bei der Umstellung erwiesen sich die Interoperabilität mit der TK-Anlage, der hohe Implementierungsaufwand, das Billing und die Tatsache, dass bestimmte Leistungsmerkmale "zu Fuß" implementiert werden mussten.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine Podiumsdiskussion, in der Vertreter von Cisco, 3Com, Lucent, Nortel Dasa, Siemens und der Deutschen Telekom ihre Produkt- und Konvergenzstrategien darstellten. Diese ist ebenso wie die Key-Notes in voller Länge als Video-Stream auf den Web-Seiten der NetworkWorld zu finden. (gob)