IBM kauft Filenet und gibt Rätsel auf

Überschneidungen der Portfolios

Darüber hinaus scheint IBM Filenets Produkte zu benötigen, um im Wettbewerb mit anderen ECM-Größen wie EMC/Documentum und Open Text mitzuhalten. So verfolgt Filenet zum einen seit Jahren zusammen mit Partnern den Aufbau industriespezifischer Lösungen für Content-Management inklusive Workflow-Technik und bietet diese beispielsweise für Banken, das Gesundheitswesen und Versicherungen an.

Zum anderen bietet der Hersteller mit "Filenet P8" mittlerweile eine ECM-Suite, deren Architektur laut Ambuj Goyal, Chef der IBM-Software-Sparte Information Management, ein Content-getriebenes Management von Geschäftsprozessen ermögliche. IBMs Workflow-Technik sei hingegen für die Dokumentenverwaltung in Transaktionsprozessen konzipiert. Künftig werde man beide Konzepte in der IBM-Middleware vereinen und komme so der IBM-Strategie eines "Information on Demand" einen Schritt näher - so ein Erklärungsversuch des Managers anlässlich der Bekanntgabe der Übernahme.

Tatsächlich jedoch zeigen sich zwischen den Produkten beider Hersteller große Überschneidungen. Wie Open Text muss daher auch IBM eine plausible Strategie für die betroffenen Kunden finden, wie man gedenkt, die Portfolios zu ordnen und zu integrieren. Da der Deal voraussichtlich erst im Februar 2007 abgeschlossen sein wird, wollte Goyal zum jetzigen Zeitpunkt keine Erläuterungen machen. Er sagte lediglich, man wolle die Produkte weiterentwickeln, vertreiben und unterstützen.

Filenet soll Teil der Information Management Division werden. Lee Roberts, President und Chief Executive Officer von Filenet, sowie alle Mitarbeiter sollen übernommen werden. Rätselraten herrscht hingegen über die Vorteile, die Filenet in einer Übernahme durch IBM sehen könnte. Marktbeobachter behaupten, dass Filenet nach der Konsolidierung im Markt die Flucht nach vorn angetreten habe, zumal die Börsenentwicklung in den letzten Jahren eher schleppend war. (Sascha Alexander / ala)